Vor der Übergabe der Meisterschale und reichlich Bierduschen jubelt Thomas Müller in seinem letzten Bayern-Heimspiel über einen Sieg. Die Mühen für den eigenen Treffer bleiben unbelohnt.
Thomas Müller warf Kusshände ins Publikum, als er bei seiner Auswechslung durch das Spalier seiner Bayern-Familie schritt. Die scheidende Club-Ikone hat bei einem emotionalen Abschied einen letzten Heimsieg mit dem FC Bayern gefeiert. Vor der Übergabe der Meisterschale und Bierduschen bejubelte Müller im Abschieds-Heimspiel für die Münchner ein 2:0 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach.
Der 35-Jährige versuchte alles, aber ein eigenes Tor wollte ihm am großen Thomas-Müller-Tag einfach nicht glücken. Trotzdem hockte er sich mit einem breiten Lächeln nach seiner Auswechslung auf die Bank.
Es bleibt bei 150 Bundesliga-Toren
Harry Kane (31. Minute) und Michael Olise (90.) sorgten vor 75.000 Zuschauern, darunter Müllers Eltern, für den gebührenden Rahmen beim großen Servus von Müller im 750. Pflichtspiel für die Münchner. Viel fehlte nicht, und auch Müller hätte in seiner geliebten Fußball-Heimat zum 151. Mal in der Bundesliga getroffen.
Er scheiterte aus bester Position an Gladbachs Keeper Jonas Omlin (57.), Stefan Lainer wehrte einen weiteren Schuss zur Ecke ab (68.). „Auf geht’s Müller, schieß ein Tor“, schallte es durch die Allianz Arena. Sein Distanzschuss flog trotzdem drüber (78.).
Tag mit vielen Gänsehaut-Momenten
Noch ein Bundesliga-Spiel am kommenden Samstag in Hoffenheim und die Club-WM vom 14. Juni bis 13. Juli in den USA – dann ist nach einem Vierteljahrhundert Schluss beim FC Bayern. „Ich weiß nicht, für wen die Emotionen größer sind, für Thomas oder die Bayern-Fans. Wir werden in den nächsten Jahren noch spüren, wie wichtig er für den Verein war“, sagte Trainer Vincent Kompany bei Sky.
Der Tag mit reichlich Gänsehaut-Momenten begann für Müller spätestens, als er von Joshua Kimmich als erster Bayern-Star zum Warmlaufen gestupst wurde. Von den Rängen gab es immer wieder Thomas-Müller-Rufe, viele Fans kamen im Müller-Sondertrikot oder hielten Plakate für den Publikumsliebling in die Höhe. Startenor Jonas Kaufmann schmetterte die neue Vereinshymne begleitet von einer großen Fan-Choreographie. „Tausend dank, Thomas“, sagte Kaufmann.
Comeback-Mann Neuer hilft beim Vorglühen mit
Auf große Abschiedsworte verzichtete Müller bei der offiziellen Ehrung durch die Bayern-Vorstände in Tracht vor dem Anpfiff. Während des Spiels war der Hauptdarsteller dann immer wieder auf der Video-Leinwand hoch oben unter dem Stadiondach zu sehen. Wie er lachte, gestikulierte oder Kommandos gab. Das letzte Heimspiel „im Wohnzimmer“, wie er vorher gesagt hatte, weckte „selbst in einem alten Hasen wie mir die Emotionen“.
Bedanken konnte er sich bei seinem langjährigen Weggefährten Manuel Neuer, dass die Thomas-Müller-Festspiele nicht mit einem Rückstand begannen. Der Kapitän, der zwei Monate nach seinem Muskelfaserriss das Comeback gab, rettete nach einer Flanke von Lainer (8.).
Und er bewahrte den ebenfalls im Sommer den Verein verlassenden Eric Dier vor einem Eigentor (23.). In der Schlussphase rettete Neuer dann auch noch gegen Tomas Cvancara (79.).
Kane lenkt Olise-Schuss ins Tor
Kane brachte die Bayern dann auf Siegkurs. Nach einem sehenswerten Schuss von Olise tippte sich Müller an den Kopf und zeigte schnell an, dass der englische Titel-Debütant den Ball noch ins Tor gelenkt hatte. Kurz vor der Pause hätte Müller fast seine Spezialität gezeigt. Viel fehlte nach dem Zuspiel des Vorlagen-Rekordhalters nicht – und Kane hätte auf 2:0 erhöht. Das besorgte kurz vor Schluss dann Olise.
Groß gefeiert wurde dann mit dem Schlusspfiff. Es war der Start für viele Feierlichkeiten mit dem Besuch des Rathaus-Balkons am 18. Mai als nächstem emotionalen Müller-Tag.