Zwei Männer sollen eine Minderjährige eingesperrt und zu einer Ehe mit einem von ihnen gezwungen haben. Doch die Vorwürfe dürften frei erfunden sein.
Der Prozess um die angebliche Zwangsehe einer Minderjährigen und deren fast 140-fache Vergewaltigung ist nach wenigen Stunden mit Freisprüchen beendet worden. Auf der Anklagebank des Krefelder Landgerichts mussten sich zwei 30 und 39 Jahre alte Männer verantworten.
Laut Anklage, die offenbar weitgehend auf der Aussage des Mädchens beruhte, sollen die beiden Syrer die zur Tatzeit 16-Jährige in Krefeld mit Gewalt zur Ehe gezwungen haben. Der Jüngere sollte sie darüber hinaus über Monate hinweg vergewaltigt haben.
Doch das Gericht hatte Zweifel und ein Gutachten zur Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers eingeholt. Die psychiatrische Gutachterin stufte die belastenden Angaben des Mädchens als unglaubwürdig und unstimmig ein.
„Chatverläufe zeigen eher das Gegenteil“
Weder die Zwangsehe noch die zigfache Vergewaltigung des Mädchens habe nachgewiesen werden können, so die Vorsitzende Richterin. „Chatverläufe zeigen eher das Gegenteil.“
„Ich vermisse Dich, ich küsse Deine Hände und Füße“, hatte die 16-Jährige damals dem angeblichen Peiniger mehrfach geschrieben und ihm Herzchen geschickt. Zudem wurden auf ihrem Handy mehrere Fotos entdeckt, die innige Zweisamkeit zeigen. „Dazu bin ich gezwungen worden“, sagte die inzwischen 18-Jährige.
Den Angeklagten war Freiheitsberaubung, Körperverletzung und versuchte Nötigung vorgeworfen worden. Dem 30-Jährigen darüber hinaus Vergewaltigung in fast 140 Fällen.
Falsch beschuldigt wegen Familienfehde?
Die beiden Syrer beteuerten über ihre Verteidiger, dass die Vorwürfe frei erfunden seien. Vermutlich wegen einer Fehde zwischen ihren Familien habe die junge Frau sie falsch beschuldigt.
Der 30-jährige Angeklagte, der das Mädchen am 3. Januar 2022 in den Niederlanden nach islamischen Recht geheiratet hat, sprach von einer liebevollen Beziehung.
Die Verlobung soll 2021 noch in Syrien gefeiert worden sein. Zwei Monate später war die dann 16-Jährige nach Deutschland gekommen. Die Staatsanwältin erklärte, sie werde die Einleitung eines Strafverfahrens wegen falscher Verdächtigung und uneidlicher Falschaussage gegen die junge Frau prüfen. Diese war im Gerichtssaal mit einem rosa T-Shirt mit dem Aufdruck „Boys are cool“ erschienen.