Lehrer fehlen, Schulgebäude sind marode, es wird über Bildungskonzepte diskutiert: Die Grünen drängen darauf, dass sich in Sachsen-Anhalt einiges ändert. Wie wird das im Bildungsministerium gesehen?

Die Grünen im Landtag drängen auf eine Verlängerung der Grundschulzeit in Sachsen-Anhalt von vier auf sechs Jahre. „Wir wollen längeres gemeinsames Lernen“, sagte die bildungspolitische Sprecherin Susan Sziborra-Seidlitz der dpa. Ziel sei es unter anderem, soziale Unterschiede abzubauen und Kindern mehr Zeit für ihre persönliche und schulische Entwicklung zu geben.

Die Forderung ist Teil eines umfassenden Positionspapiers, das die Grünen-Fraktion zur Bildungspolitik vorgelegt hat. Es bestehe auf diesem Feld insgesamt großer Handlungsbedarf, sagte Sziborra-Seidlitz. Es sei frustrierend, dass viele Dinge nicht angepackt würden.

Abitur nach 13 Jahren?

In dem Papier ist unter anderem der Vorschlag enthalten, grundsätzlich zum Abitur nach 13 Schuljahren zurückzukehren, weil die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre aus Sicht der Grünen zu mehr Stress und zu weniger vertiefter Bildung führe. Die Einschätzung beruhe auf Rückmeldungen von Eltern, Schülern und Lehrern, sagte Sziborra-Seidlitz. „Mehr Lernzeit ist besser.“

Zudem plädiert die Oppositionsfraktion für den Erhalt kleiner Schulen im ländlichen Raum, indem jahrgangsübergreifender Unterricht ausgebaut wird. Ferner fordern die Grünen mehr Investitionen in Schulgebäude, ein Landesprogramm Schulsozialarbeit und einen stärken Fokus auf Demokratiebildung an Schulen.

Bildungsministerium weist Vorstoß zurück

Das Bildungsministerium in Magdeburg sieht bei den Schuljahren an Grundschulen und Gymnasien keinen Änderungsbedarf. „Die Differenzierung nach Klasse 4 ermöglicht es, Schülerinnen und Schüler individuell entsprechend ihrer Begabungen und Lernvoraussetzungen auf weiterführenden Schulen zu fördern“, sagte eine Sprecherin.

Auch den Vorstoß zum Abitur nach 13 Jahren weist das Bildungsministerium zurück. Eltern und Schüler hätten bereits jetzt eine Wahl, betonte die Sprecherin. Neben dem gymnasialen Weg mit acht Schuljahren könnten alternativ Gemeinschaftsschulen, Gesamtschulen oder berufliche Gymnasien mit neun Schuljahren besucht werden. „Vor diesem Hintergrund besteht kein Änderungsbedarf.“