Mit knapp 50 Jahren werden nicht viele Männer noch einmal Unterwäschemodel. David Beckham schon. Über einen Mann, der so viel erreicht hat, auf eine besondere Ehre aber weiter warten muss.

David Beckham kommt langsam in ein Alter, in dem immer mehr Fußballfans sagen: Den hab‘ ich nicht mehr spielen sehen. Heute (2. Mai) feiert der frühere englische Nationalspieler, der einst einen neuen Typ des Profisportlers prägte, seinen 50. Geburtstag. Und je älter Beckham wird, desto mehr Menschen werden fragen: Ach, der hat mal Fußball gespielt? 

In London sind es längst nicht mehr die Bilder von Beckham im feuerroten Trikot von Manchester United oder im blütenweißen der englischen Nationalmannschaft, die in den Tube-Stationen und Touristenstraßen zu sehen sind. Beckham wirbt am Zapfhahn für Bier oder – und das, obwohl damit eigentlich Schluss sein sollte – oberkörperfrei für Mode. Der klassische Ex-Fußballer ist der Mann von Spice Girl Victoria (51) nie gewesen. 

Die große Karriere nach der großen Karriere

Gemeinsam mit Victoria, die als Popstar der 90er und Modedesignerin ihrerseits viel mehr ist als bloß die Spielerfrau, hat sich Beckham etwas aufgebaut, das der britische „Guardian“ mal „Markenimperium“ nannte. In der Kurzbiografie auf seiner Internetseite ist ein Absatz dem Sport gewidmet – und vier all dem, was danach kam. 

Beckham war und ist Model für verschiedenste Modemarken, Gesicht der eigenen Marke, Mitbesitzer des US-Clubs Inter Miami, Botschafter von Wohltätigkeitsprojekten, Teilzeitschauspieler und, und, und. „Eine wahre Ikone“, sagte im vergangenen Jahr der Chef der Modemarke Hugo Boss, „sowohl in der Welt des Sports als auch in der Fashionbranche“. 

Den Überblick über alle Werbeverträge und Auftritte der Beckhams in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu behalten, ist kaum möglich – ebenso wie den monetären Wert des Brit-Paares zu schätzen. Ganz unverfänglich: Es wird deutlich mehr als ein zweistelliger Millionenbetrag sein. Kennengelernt hatten sich David und Victoria 1997 bei einem Fußballspiel, 1999 heiratete das Glamour-Paar.

David und Victoria haben drei Söhne, die bereits von zu Hause ausgezogen sind, und eine Tochter, die noch bei ihren Eltern wohnt. In den Profisport hat es den Nachwuchs bislang noch nicht gezogen, wohl aber, zumindest teilweise, in die Modebranche. Für die wenig zimperliche britische Boulevardpresse ist die Familie mit Wohnsitz unter anderem in London und Miami ein Geschenk, berichtet wird inzwischen auch über die Freundinnen der Söhne.

(K)ein ganz normaler 50-Jähriger?

Das Auf und Ab des Familienlebens ist seit 2023 in einer Dokuserie beim Streamingdienst Netflix zu sehen. Das Kamerateam durfte Beckham bis nach Hause begleiten. Trotz der auch thematisierten Berichte über eine angebliche Affäre von David während seiner Fußballkarriere vermitteln die vier Teile das Bild einer harmonischen Beziehung – und durchaus auch von einem Mann, der gar nicht in der Öffentlichkeit stehen muss, sondern am liebsten seine Ruhe in seinem modernen Grillpavillon im Garten hat.

Der 50. Geburtstag sei kein beunruhigendes Datum für ihn, sagte Beckham in einem Interview der „Men’s Health UK“. Wichtig sei, dass er und seine Familie gesund seien. Mit Blick auf die Fotos der Unterwäschewerbung, die in London Anfang des Jahres zeitweise auch auf den großen Videowänden am Piccadilly Circus zu sehen war, mag ihm so ein Satz leichter fallen als anderen Fast-50-Jährigen. 

Der Preis für den Körper eines Jüngeren sollen zwei Trainingseinheiten täglich über mehrere Wochen gewesen sein. Ohne Sport geht es für den einstigen Starspieler eben doch nicht.

Für England, David

Mit seinem begnadeten rechten Fuß war Beckham auch ohne sämtlichen Glamour- und Werbewert einer der prägenden Spieler seiner Generation geworden. Flanken, Eckbälle und Freistöße – das konnte keiner wie Beckham. Zwei Beispiele: Seine Hereingabe per Ecke führte zum Champions-League-Sieg von Manchester United 1999 gegen den FC Bayern, sein direkt verwandelter Freistoß gegen Griechenland 2001 England zur WM im Folgejahr.

Für die Nationalmannschaft spielte Beckham 115 Mal. In 59 Partien führte er die Three Lions als Kapitän an. Auf Vereinsebene wurde er bei Man United zur Ikone. Die Wechsel 2003 zu den damals „Galaktischen“ von Real Madrid und später nach Los Angeles hatten schon nicht mehr ausschließlich sportliche Gründe. Mit Beckham kam (noch mehr) Glamour und für die Vereine die Möglichkeit, Millionen mit Merchandising zu verdienen.

Bei allen Verdiensten und Leistungen insbesondere im Trikot seines Heimatlandes und später als Wohltäter blieb Beckham eine Ehre allerdings bislang verwehrt. „Schon wieder“, schrieb der „Mirror“ Ende vergangenen Jahres, werde ihm der Ritterschlag verwehrt – wieder zur Freude der Boulevardmedien.

Die Gründe für oder gegen einen „Sir David Beckham“ sind nicht gänzlich geklärt. Offensichtlich ist, dass er als einer der bekanntesten Briten großer Fan des Königshauses ist. Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. stand Beckham stundenlang in der Schlange, um der in der Westminster Hall aufgebahrten Monarchin die letzte Ehre zu erweisen. Vielleicht hilfreich: Seit 2024 ist Beckham Botschafter der „King’s Foundation“, die vom heutigen König Charles III. gegründet worden war.