Ein Jahr vor dem neuen „Avengers“-Film präsentiert Marvel eine weitere Truppe von Superhelden. Die Thunderbolts wollen allerdings weder super noch Helden sein. Wie werden sie bei den Fans ankommen?

Das Marvel-Universum wächst weiter: Mit „Thunderbolts*“ bringt der US-Comicgigant diese Woche eine weitere Superheldentruppe auf die Kino-Leinwand. Fans stellen sich die Frage, welche Bedeutung das ominöse Sternchen im Titel hat und welche Rolle die unkonventionelle Gruppe in künftigen Filmen spielen wird. Aufschluss darüber gibt es erst in den letzten Filmminuten.

Es sind nicht die klassischen Helden, wie Spider-Man, Hulk oder Captain America, die im neuen Marvel-Streifen im Fokus stehen. Die Thunderbolts (auf Deutsch: Blitze, Gewitter) sind dennoch keine Unbekannten und traten vor allem als Nebenfiguren im mittlerweile ausufernden Marvel Cinematic Universe (MCU) auf und haben teils düstere Vergangenheiten.

Da wäre vor allem Auftragskillerin Yelena Belova (lässig-cool: Florence Pugh), die Adoptivschwester der verstorbenen Black Widow (Scarlett Johannson). Sie ist mehr und mehr gelangweilt von ihrem Job und sucht neue Herausforderungen. Die manipulative CIA-Direktorin Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus) erteilt ihr einen letzten Auftrag in einem unterirdischen Labor.

Die neuen Helden in der Falle

Dort warten bereits weitere Antihelden: Supersoldat John Walker (Wyatt Russell), Ant-Man-Gegenspielerin Ghost (Hannah John-Kamen) und die russische Agentin Taskmaster (Olga Kurylenko). De Fontaine hat die vier allerdings in eine tödliche Falle gelockt, um alle Beweise für das Superheldenprogramm zu vernichten, wegen dessen sie aktuell vor einem Untersuchungsausschuss des US-Senats sitzt.

Doch dann kommt alles anders: Die zusammengewürfelte Chaos-Truppe tut sich mit Belovas Adoptivvater Red Guardian (herrlich überdreht: „Stranger Things“-Star David Harbour) und dem Winter Soldier Bucky Barnes (Sebastian Stan) zusammen und gründet die Thunderbolts – eine Gruppe von Verlierern, wie es in einer Szene heißt.

Und da wäre noch der mysteriöse Robert „Bob“ Reynolds, gespielt von Marvel-Neuzugang Lewis Pullman („Top Gun: Maverick“). Der taucht, etwas verwirrt, im Laborbunker auf und erweist sich als mächtiger, als es zunächst scheint. Sein durch Experimente erschaffenes Alter Ego Sentry sei sogar stärker als alle Avengers zusammen, heißt es.

Amüsant und tiefgründig

Der über zweistündige Actionstreifen von Regisseur Jake Schreier („Margos Spuren“), der ebenfalls seine Marvel-Premiere feiert, ist äußerst amüsant. Vor allem der Red Guardian, die russische Variante des Captain America, ist für die humorvollen Momente und Dialoge zuständig.

Zudem zeigt sich „Thunderbolts*“ tiefgründig, emotional und spielt immer wieder mit dem Motiv der Einsamkeit. Allerdings begnügen sich die Macher damit, vor allem die Vergangenheit von Attentäterin Belova und der des mutmaßlichen Gegenspielers Reynolds zu beleuchten. Andere Figuren bleiben dagegen blass.

Der 35. Film im MCU, der die sogenannte fünfte Phase abschließen soll, folgt nur zwei Monate nach „Captain America: Brave New World“. Der erste Auftritt des neuen Captain America Sam (Anthony Mackie) schlug sich an den Kinokassen zwar ordentlich, war nach einigen Marvel-Flops der jüngsten Vergangenheit aber nicht der erhoffte Befreiungsschlag.

Wie geht es mit den Thunderbolts weiter?

Der könnte nun mit „Thunderbolts*“ gelingen. Viele Hardcore-Fans haben die ungewöhnliche Gruppe („Sie sind nicht super. Sie sind keine Helden. Aber sie ziehen es durch.“) jedenfalls nach den ersten Film-Sichtungen schon in ihr Herz geschlossen und sind gespannt, wie sich die neue Marvel-Truppe in das Gesamtgefüge integriert.

Im Sommer startet die lang ersehnte Neuauflage der „Fantastic Four“ (unter anderem mit Pedro Pascal und Vanessa Kirby), die erstmals im Marvel-Universum angesiedelt ist. Und „Avengers 5: Doomsday“ wird 2026 die größten Heldinnen und Helden des MCU zusammenbringen, darunter selbstverständlich auch die Thunderbolts.