Bei seinem Noch-Arbeitgeber ist Karsten Wildberger Gehaltsmillionär. Das ändert sich für den künftigen Digitalminister – und auch zwei seiner Amtskollegen nehmen Einbußen in Kauf.
Wer den Job wechselt, dem ist neben einem guten Betriebsklima und herausfordernden Aufgaben oft eines wichtig: mehr Gehalt. Gerade jene, die freiwillig gehen oder abgeworben werden, können ihre Bezüge deutlich steigern. Knapp sieben Prozent mehr sind laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung im Schnitt drin, andere Erhebungen sprechen sogar von bis zu 30 Prozent.
Doch wie so oft gibt es natürlich Ausnahmen von dieser Regel. Menschen beispielsweise, die aus Spitzenpositionen in der Wirtschaft in die Politik wechseln, tun dies meist nicht aus finanziellen Gründen – im Gegenteil: Für sie bedeutet der Seitenwechsel oft einen drastischen Gehaltsverzicht.
Zuletzt fast drei Millionen Euro verdient
So auch bei Karsten Wildberger. Der promovierte Physiker und bisherige Vorstandsvorsitzende des Handelskonzerns Ceconomy – der Muttergesellschaft der Elektronikmärkte Media Markt und Saturn – wird künftig im Kabinett von Bundeskanzler Friedrich Merz als Bundesminister für Digitales dienen.
Bei Ceconomy erhielt Wildberger zuletzt ein Jahresgehalt von 2,8 Millionen Euro. Die Bezüge setzten sich laut Vergütungsbericht zusammen aus einem Grundsälär (1,45 Millionen Euro), Nebenleistungen (22.000 Euro) und variablen Boni (1,33 Millionen Euro). Damit zählte Wildberger zu den Top-Verdienern der deutschen Wirtschaft, als Minister sinken seine Bezüge auf einen Bruchteil davon.
Dieses Gehalt bekommt Wildberger als Minister
In Zahlen ausgedrückt: Karsten Wildberger erhält in der kommenden Legislaturperiode ein monatliches Gehalt von 17.990 Euro im Monat. Aufs Jahr gerechnet ergibt das rund 216.000 Euro. Für den langjährigen Konzernlenker Wildberger bedeutet das ein Gehaltsminus von ungefähr 92 Prozent. Finanziell also ein entbehrungsreicher Jobwechsel.
Auch zwei seiner künftigen Amtskollegen dürften in ihrer neuen Rolle Einbußen in Kauf nehmen, darunter die designierte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche. Die 51-Jährige leitete zuletzt die Westenergie AG, eine Essener Tochter des Energieriesen Eon. Ihre letzten Bezüge sind nicht öffentlich, sie liegen aber wahrscheinlich niedriger als jene von Karsten Wildberger. Ähnlich dürfte es bei Wolfram Weimer aussehen: Der Verleger und ehemalige Chefredakteur („Die Welt“ und „Berliner Morgenpost“) ist als Kulturstaatsminister vorgesehen.
Warum die Manager in die Politik gehen
Dass die Manager ins politische Lager wechseln, hat dem Vernehmen nach unterschiedliche Gründe. Karsten Wildberger dürfte vor allem die Aufgabe reizen, den „gordischen Knoten bei der Verwaltungsdigitalisierung“ zu durchschlagen. „Wir reden seit Jahren über Bürokratieabbau. Jeder erzählt das, aber es passiert nicht genug, weil es wird in Netto mehr und nicht weniger. Wir müssen uns ehrlich machen” sagte Wildberger dazu bereits im November in einem Podcast mit OMR. Möglicherweise sei man im politischen System „mehrfach falsch abgebogen“. Für ihn gehe es darum, die „Steuerungsfähigkeit“ wiederherzustellen.
Die Managerin Katherina Reiche wiederum hegte laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) schon länger Ambitionen für den Eon-Konzernvorstand, soll sich nun aber für die politische Top-Liga entschieden haben. Dass sie aus dem Osten stammt und eine Frau ist, soll bei ihrer Auswahl durchaus eine Rolle gespielt haben. Laut einem Insider sei sie zudem „hervorragend vernetzt – in beide Richtungen.“ Gemeint sind damit Politik und Wirtschaft, an deren Schnittstelle sich Reiche besonders gut zurechtfinden soll.
Ob sich die Pläne für sie und Karsten Wildberger bewahrheiten, wird sich nun zeigen müssen. Sollten ihre politischen Karrieren vorzeitig enden, gibt es übrigens eine Entschädigung: Bereits nach einem Tag Amtszeit stehen einem Bundesminister rund 81.000 Euro Übergangsgeld zu.