Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat gegen die Steakhaus-Erbin Christina Block Anklage erhoben. Das gilt auch für sechs weitere Personen, darunter TV-Moderator Gerhard Delling.

Im Zusammenhang mit dem Sorgerechtsstreit um zwei Kinder der Hamburger Unternehmerin Christina Block hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Wegen der mutmaßlichen Entführung der Kinder aus Dänemark in der Nacht zum 1. Januar 2024 seien sieben Personen angeklagt worden. Die nächtliche Aktion hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht. Nach einem Gerichtsbeschluss musste die Mutter ihre Kinder wieder nach Dänemark gehen lassen. 

Unter den Beschuldigten sind die 51 Jahre alte Mutter, ihr Lebensgefährte (66) und fünf weitere mutmaßlich Beteiligte, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Mutter soll im Zusammenwirken mit einem 62-jährigen Deutschen den Auftrag erteilt haben, ihre 2010 geborene Tochter und ihren 2013 geborenen Sohn gewaltsam der Obhut des ebenfalls sorgeberechtigten Vaters zu entziehen. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Bei den Beschuldigten handelt es sich unter anderem um Christina Block und ihren Lebensgefährten Gerhard Delling (66). Die Unternehmerin und ihr in Dänemark lebender Ex-Mann streiten seit Jahren um das Sorgerecht für ihre beiden jüngeren Kinder. Der Sohn und die Tochter leben seit August 2021 bei ihrem Vater, obwohl das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg das Aufenthaltsbestimmungsrecht im Oktober 2021 vorläufig auf die Mutter übertragen hatte.

Anwalt wirft Staatsanwaltschaft Voreingenommenheit vor

Der Anwalt von Christina Block, Otmar Kury, war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Im vergangenen Jahr hatte er erklärt, seine Mandantin habe zu keinem Zeitpunkt dritten Personen einen Auftrag erteilt, ihre Kinder mit Gewalt aus Dänemark nach Hamburg zu verbringen. Das „Abendblatt“ zitierte Anwalt Kury nun, er sehe eine unerträgliche Voreingenommenheit in der Anklage und trete dem vehement entgegen. Der Staatsanwaltschaft habe er bereits im September 2024 in einer ausführlichen Stellungnahme dargelegt, wer der Auftraggeber sei.

„Frau Block würde anderen Menschen und insbesondere ihren Kindern niemals Schaden zufügen“, sagte Anwältin Elisabeth Unger, die die Unternehmerin in dem Streit familienrechtlich vertritt, der Deutschen Presse-Agentur.

Dellings Anwalt David Rieks teilte auf dpa-Anfrage mit: „die seitens der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Herrn Delling erhobenen Anschuldigungen sind fernliegend. Wir werden diesen mit allem Nachdruck umfassend entgegentreten.“

Weitere Beschuldigte

Unter den Angeklagten ist auch ein 35-jähriger Israeli, der im vergangenen September auf Zypern verhaftet und im November nach Hamburg überstellt wurde. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft schwere Entziehung Minderjähriger, gefährliche Körperverletzung und eine Freiheitsberaubung vor. Als Mittäter gelten Christina Block und ein 62-jähriger Deutscher.

Wegen Beihilfe sollen sich Blocks Lebensgefährte sowie zwei Personen aus ihrem persönlichen Umfeld und der Leiter eines Hamburger Sicherheitsunternehmens vor Gericht verantworten. Nach fünf weiteren Beteiligten an der Entführung werde noch gefahndet, hieß es.

Anklage: Vater zusammengeschlagen, Tochter gefesselt

Das Geschehen in der Silvesternacht stellte die Staatsanwaltschaft so dar: Der 35-Jährige und die fünf weiteren Beteiligten sollen dem Vater in Dänemark aufgelauert und ihn zusammengeschlagen haben. Dann zerrten sie die beiden Kinder in ein Fahrzeug und fuhren mit ihnen nach Deutschland.

Während eines Fahrzeugwechsels im Grenzgebiet sollen sie den Kindern den Mund mit Tape-Band zugeklebt haben. Die damals 13-jährige Tochter sei außerdem an den Händen gefesselt worden. Dann sei die Gruppe in einem Wohnmobil nach Baden-Württemberg gefahren. Dort seien die Kinder bis zum Eintreffen der Mutter am 2. Januar 2024 gegen ihren Willen festgehalten worden.

Der Lebensgefährte der Mutter soll die Anreise nach Baden-Württemberg organisiert und die anschließende Rückkehr der Kinder nach Hamburg koordiniert haben. Der 66-Jährige stehe zudem im Verdacht, gegenüber Kriminalbeamten falsche Angaben gemacht zu haben. Der mitangeklagte Sicherheitsunternehmer habe für eine Bewachung des Anwesens der Mutter in Hamburg gesorgt, um eine Flucht der Kinder zu verhindern.

Auch gegen den 84-jährigen Großvater und einen 46-jährigen Onkel der Kinder sei ermittelt worden. Es sei jedoch kein hinreichender Tatverdacht festgestellt worden, hieß es.

Eugen Block (84), Gründer der Steakhaus-Kette Block House und Vater von Christina Block, hatte dem „Hamburger Abendblatt“ (26.5.2024) gesagt: „Ich habe damit nichts zu tun und kann dazu nichts sagen.“

Strafverfahren gegen Vater

Der Anwalt des Vaters der Kinder, Philip von der Meden, erklärte: „Es ist gut, dass die Hamburger Justiz sich um die vorbehaltlose Aufklärung des Sachverhalts bemüht. Mein Mandant hofft, dass der Prozess ein Wendepunkt sein wird und er mit seiner Familie künftig ohne Angst vor Überwachung und Gewalt in Frieden leben kann.“

Auch gegen den Vater läuft ein Strafverfahren in Hamburg. Die Staatsanwaltschaft hat ihn im Mai 2023 wegen Entziehung Minderjähriger angeklagt, weil er die beiden Kinder nach einem Besuch bei ihm im August 2021 einfach dabehalten haben soll. Eine Entscheidung über die Eröffnung eines Prozesses steht noch aus.

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