Ein Lagerverkauf für Sportartikel gerät außer Kontrolle. Am Donnerstag musste das geplante Event abgebrochen werden. Am Folgetag scheint die Organisation besser – der Andrang bleibt.

Eine Menschenschlange von mehreren hundert Metern, zahlreiche Sicherheitskräfte und mitunter auch Tumulte: Ein Verkaufsevent für Sportkleidung hat rund um den Frankfurter Zoo zwei Tage für Ausnahmezustände gesorgt. Ein Influencer lockte mit einem Aufruf in den sozialen Medien zum Lagerverkauf seiner Modemarke Tausende junge Menschen an.

Doch der Hype um die Jogginghose und andere Modeartikel war zum geplanten Verkaufsstart zu viel des Guten. Was war passiert? Zwischen 2.000 und 3.000 Besucher und damit einhergehendes Gedränge führten schlichtweg zum Chaos am Donnerstagmittag vor dem Frankfurter Zoo. Zwischenzeitig musste etwa auch der Straßenbahnverkehr eingestellt werden. Nach Angaben der Polizei wurde bei dem Andrang ein Mensch leicht verletzt und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Event wurde am Donnerstag abgebrochen

Das Ordnungsamt erklärte auf Anfrage, dass rund 20 Menschen vor Ort durch Einsatzkräfte behandelt wurden. Die meisten hätten aufgrund des Gedränges in der Menschenmenge Quetschungen erlitten. Da eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vorlag, wurde das Event letztlich durch den Veranstalter und das Ordnungsamt abgebrochen.

Im Nachgang wurden mehrere Strafanzeigen durch die Polizei aufgenommen, unter anderem wegen Sachbeschädigung und entwendeter Stühle. Der Influencer Achraf Ait Bouzalim sagte dazu: „Einige Leute in der Line haben vom Eiscafé Stühle genommen und auf die Leute geworfen, haben die Zoowand eingedrückt und haben komplett randaliert.“ Der Frankfurter ist Gründer des Modelabels „6pm“. Der Warehouse-Sale in Frankfurt war nicht das erste Event seiner Modemarke.

Jugendliche randalieren auf Terrasse einer Eisdiele

„Es waren nur zwei Sicherheitsleute da, die total überfordert waren. Die hatten die Jugendlichen nicht mehr im Griff. Es war die Hölle“, sagte Peter Giuliano, Mitarbeiter einer benachbarten Eisdiele. Jugendliche hätten Stühle von der Terrasse der Eisdiele entwendet, seien auf die Tische gestiegen und hätten mit Messern die Schirme und Schilder aufgeschlitzt. Dem Laden sei ein Schaden von mindestens 5.000 Euro entstanden, schätzte der Besitzer der Eisdiele. In den nächsten Tagen wolle er Anzeige gegen den Veranstalter erstatten.

Auch für den Zoo selbst kam die Situation unerwartet: „Der Andrang hat uns überrannt. Damit haben wir nicht gerechnet“, sagte Christine Kurrle vom Frankfurter Zoo der Deutschen Presse-Agentur. Der Veranstalter habe den Raum angemietet und trage daher auch die Verantwortung für den Verlauf des Events und die Sicherheit der Besucher. In solchen Fällen würden bereits Monate im Voraus Verträge geschlossen.

Voraussetzung für die Anmietung sei auch ein Sicherheitskonzept, das unter anderem die Wegeführung sowie den Einsatz von Security und Polizeigittern regle. Auf Instagram erklärte der Influencer, dass sowohl Stadt als auch Zoo davon gewusst hätten, dass man mit 15.000 Besuchern pro Tag rechne.

Mit verbessertem Sicherheitskonzept in Tag zwei

Am Freitag, einen Tag nach dem ersten geplanten Sale standen wieder mehr als 1.000 meist junge Menschen rund um den Zoo Schlange. Diesmal organisierten mehr als 150 Sicherheitskräfte den Andrang. Auch viele Besucher vom Vortag waren wieder da: „Wir haben zweieinhalb Tage gewartet“, sagten zwei Jugendliche, die für den Lagerverkauf siebeneinhalb Stunden aus der Nähe der niederländischen Grenze angereist waren.

Die erste Nacht hätten sie auf der Straße verbracht, die zweite dann im Hotel. Sie berichteten ebenfalls von der Ausnahmesituationen am Donnerstag: „Wir waren unter den Ersten, die in der Schlange geschubst wurden und gefallen sind. Als wir am Boden lagen, haben sie auf uns getrampelt und uns auf den Bauch und Kopf getreten.“

Auch für vier andere junge Mädchen ist es bereits der zweite Anlauf. Dass sie trotz der Tumulte am Vortag noch einmal gekommen sind, liege am überarbeiteten Sicherheitskonzept. „Wir haben darauf vertraut, dass es heute besser geregelt ist als gestern“, sagte eine der Jugendlichen. Auch für Samstag ist ein Lagerverkauf geplant – dann auch wieder mit Sicherheitskräften. Rund 140.000 Euro will der Instagramstar für die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen am Freitag und Samstag bezahlt haben.