Im fortgeschrittenen Alter übernimmt Al Pacino im echten Leben noch einmal die Vaterrolle. Auch vor der Kamera dreht der Hollywood-Star mit 85 Jahren weiter auf.
Mit weit über 80 Jahren absolviert Al Pacino ein volles Pensum, nicht nur vor der Kamera. Auch privat ist der vierfache Vater nicht zu bremsen – sein jüngster Sohn ist gerade knapp zwei Jahre alt. Der Hollywood-Star, der heute seinen 85. Geburtstag feiert, war im Juni 2023 noch einmal Vater geworden. Die Mutter von Söhnchen Roman ist die Filmproduzentin Noor Alfallah, jetzt 31 Jahre alt.
Pacino („Der Pate“, „The Irishman“) hat zudem drei erwachsene Kinder von zwei Frauen, eine 35-jährige Tochter sowie 24 Jahre alte Zwillinge mit der Schauspielerin Beverly D’Angelo. Verheiratet war er allerdings nie.
Bekenntnisse in seinen Memoiren
Die späten Vaterfreuden spricht er in seinen Memoiren „Sonny Boy“ an, die im vorigen Herbst auf den Markt kamen. Für den kleinen Sohn sein Leben schriftlich festzuhalten habe ihn zum Schreiben der Autobiografie motiviert, erzählt Pacino im Interview mit der „New York Times„. Das treibe ihn auch dazu an, möglichst etwas länger zu leben. Das Älterwerden fühle sich „absurd und verrückt“ an, sagt Pacino. In dem Interview schaut er auf eine schwere Covid-Erkrankung im Jahr 2020 zurück, an der er fast gestorben wäre. Der Notdienst sei gerufen worden. Er habe kurzzeitig keinen Puls mehr gehabt.
Doch davon hat sich der Schauspieler längst wieder erholt. Pausenlos steht er vor der Kamera. In diesem Sommer ist er in dem Exorzismus-Thriller „The Ritual“ in einer Hauptrolle als Priester zu sehen, der eine Teufelsaustreibung vornimmt. Vor wenigen Wochen stimmte ein Trailer auf den Streifen von Regisseur David Midell ein. In dem Thriller „Im Auftrag des Teufels“ (1997) spielte Pacino selbst einen Anwalt, hinter dem sich der Teufel verbirgt.
Voller Terminkalender
Mehrere Filme sind derzeit in Produktion, darunter der Thriller „Assassination“ über die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy mit Co-Star Jessica Chastain und die Shakespeare-Adaption „Lear Rex“ mit Pacino als König Lear. Zudem hat der Oscar-Preisträger kürzlich den Geiselnahme-Thriller „Dead Man’s Wire“ von Regisseur Gus Van Sant zugesagt.
Im vorigen Jahr war Pacino an der Seite von Michael Keaton in dem Thriller „A Killer’s Memory“ zu sehen. Johnny Depp holte ihn für sein zweites Regieprojekt „Modi“ über den italienischen Künstler Amedeo Modigliani (1884-1920) als Nebendarsteller vor die Kamera.
Auf der Oscar-Bühne
Auf der Oscar-Bühne stand Pacino noch 2024 im Rampenlicht, als er am Ende der Gala die Trophäe für den Spitzenfilm „Oppenheimer“ aushändigte. Im Laufe seiner langen Karriere war er selbst neunmal für Hollywoods höchsten Preis nominiert gewesen, zuletzt 2020 für seine Nebenrolle in „The Irishman“. In dem Mafiaepos von Star-Regisseur Martin Scorsese, an der Seite von Robert De Niro und Joe Pesci, spielte er den Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa.
Bei dieser Oscar-Verleihung ging Pacino leer aus, doch einen Goldjungen besaß er damals schon. 20 Jahre nach seiner ersten Oscar-Nominierung für „Der Pate“ (1973) hatte er es 1993 im achten Anlauf mit der Rolle des blinden Ex-Offiziers und raubeinigen Charmeurs Frank Slade in „Der Duft der Frauen“ auf die Oscar-Bühne geschafft. Zuvor war er für Auftritte in Filmen wie „Serpico“ (als gebrochener Cop), „Hundstage“ (als Geiselnehmer) oder „Glengarry Glen Ross“ (als verschlagener Immobilienmakler) nominiert gewesen.
Natürlich war es seine Darstellung von Michael Corleone in dem Mafia-Drama „The Godfather“ („Der Pate“), die Pacino zum Star machte. Regisseur Francis Ford Coppola setzte sich damals gegen skeptische Produzenten durch, die den jungen Italo-Amerikaner Alfredo James Pacino für die Rolle des Sohnes des „Paten“ Don Corleone (Marlon Brando) für zu weich hielten. In der Mafia-Trilogie (1972-1990) wandelte sich Pacinos Figur vom Studenten zum kaltblütigen Oberhaupt des Familienclans.
Pacino hatte keine leichte Kindheit. Nach der frühen Scheidung seiner Eltern wuchs er unter ärmlichen Verhältnissen bei den sizilianischen Großeltern in der New Yorker Bronx auf. Seine Mutter Rose jobbte zeitweise in einem Kino. Die Liebe zur Schauspielerei entdeckte er schon als Teenager.
Solide Ausbildung
Erste Erfahrungen sammelte er bei der New Yorker Theatergruppe „The Living Theatre“. Pacino nahm bei Charles Laughton und dem legendären „Method“-Lehrer Lee Strasberg Unterricht. Mit Ende 20 stand er auf den New Yorker Bühnen, auf der Leinwand fiel er erstmals 1970 als neurotischer Drogendealer in „Panik in Needle Park“ auf.
Trotz seiner Hollywood-Karriere blieb der Shakespeare-Fan dem Theater treu und kehrte immer wieder auf die Bühne zurück, etwa in Oscar Wildes „Salome“, in Shakespeares „Julius Cäsar“, in Brechts „Aufstieg und Fall des Arturo Ui“ und in „König Ödipus“ von Sophokles. 2015 trat er in dem Drama „China Doll“ am New Yorker Broadway auf.
Klamauk mit Adam Sandler
Nicht alle Pacino-Filme hatten Erfolg. So wurde etwa die Komödie „Jack und Jill“ (2011) mit Adam Sandler in einer Doppelrolle als Zwillingspaar von den Kritikern völlig zerrissen. Pacino stellte sich in einer Gastrolle als Promi, der einen Werbefilm dreht, selbst dar. Der Klamauk holte in Hollywood zehn „Goldene Himbeeren“-Schmähpreise, auch für Pacino als „Schlechtester Nebendarsteller“.
Doch der Charakterdarsteller hat sich offenbar mit „Jack und Jill“ ausgesöhnt. Genau diesen Film würde er seinem kleinen Sohn als Erstes aus der Vielzahl seiner Werke zum Anschauen empfehlen, sagte Pacino der „New York Times“. Er hielte ihn für lustig. Er habe die Rolle damals angenommen, weil er dringend Geld brauchte, nachdem er durch einen betrügerischen Buchhalter sein Millionen-Vermögen verloren hatte.