Papst Franziskus hat seine Amtszeit ohne großen Skandal überstanden. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wie drei Beispiele aus der Kirchen- und Kriminalgeschichte zeigen.

Papst Franziskus hat seine zwölfjährige Amtszeit ohne größere Skandale absolviert. Kritiker warfen ihm vor, dass die Aufarbeitung des Missbrauchs-Skandals in Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas auf sich warten lässt. Auch die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen bleibt ausbaufähig. Das werden nun Aufgaben seines Nachfolgers. Seine Vorgänger sahen sich allerdings mit weit größeren Skandalen in ihren Amtszeiten konfrontiert, wie ein Blick in die Geschichte des Vatikans zeigt.

Papst Johannes Paul II. und das verschwundene Mädchen

Es ist Mittwoch, der 22. Juni 1983, als die damals 15-jährige Emanuela Orlandi im Vatikan verschwindet. Die Tochter eines Hofdieners von Papst Johannes Paul II. ist trotz intensiver Ermittlungen und zahlreicher Theorien bis heute nicht wieder aufgetaucht. Der Vatikan hat zunächst keine eigenen Ermittlungen angestellt und nach stern-Informationen die der italienischen Polizei behindert. Erst 2023 nimmt der vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi im Auftrag von Papst Franziskus Ermittlungen zu Orlandis Verschwinden auf. Der Staatsanwalt sagte, er würde versuchen, der Familie Antworten zu geben.

Emanuelas Bruder Pietro Orlandi hat Jahrzehnte nach diesen Antworten gesucht. „Ich bin mir sicher, dass es im Vatikan viele Leute gibt, auch in hohen Ämtern, die wissen, was damals geschah“, sagte er. Eine der Theorien lautet, dass Emanuela entführt worden sei, um sie in der Kurie sexuell zu missbrauchen. Sechs Wochen vor ihrem Verschwinden war ein anderes Mädchen in Rom verschwunden, auch von ihm fehlt bis heute jede Spur.

Staatsanwalt Diddi bestätigte laut „Domradio.de“ fünf alternative Spuren der vergangenen Jahre: Menschenhandel, Probleme innerhalb der Familie Orlandi, Hinweise zu einem möglichen Missbrauch im Vatikan sowie die Hypothesen um Papst-Attentäter Ali Agca und die Vatikanbank. Über weitere Erkenntnisse oder ein mögliches Untersuchungsende sprach Diddi nicht: „Papst Franziskus hat mich immer aufgefordert, Nüchternheit und Vertraulichkeit zu wahren, und das ist meine Hauptaufgabe, auch um den Preis, dass ich Kritik einstecken muss, auf die ich nicht antworten kann.“

Mehr zum Fall Emanuela Orlandi lesen Sie hier.

Papst Stephan VI. und der Prozess gegen eine Leiche

Als Papst Formosus im Jahr 897 schließlich auf der Anklagebank sitzt, ist er schon seit Monaten tot. „Warum hast du dir aus Ehrsucht den Apostolischen Stuhl angemaßt, obwohl du doch schon Bischof von Porto gewesen bist?“ fährt der Ankläger den Leichnam an. Der neue Papst, Stephan VI., hatte seinen Vorgänger exhumieren und in ein Papstgewand stecken lassen. „Schlaff und fast zu Staub verfallen“, so beschreibt ein Zeitgenosse den Angeklagten. Trotzdem tagt das Gericht drei Tage lang, ehe der tote Papst schließlich wegen Meineids verurteilt und sein Pontifikat annulliert wird.

Anschließend zerreißen die anwesenden Kirchenmänner sein Gewand und schneiden dem Leichnam drei Finger ab – mit ihnen hatte er einst geschworen und den höchsten kirchlichen Segen erteilt. Schließlich schleift ein Mob den Leichnam durch die Straßen Roms und wirft ihn in den Tiber. Störung der Totenruhe und Leichenschändung stünde heute dafür auf der Anklage. Aber schon nach damaligen Maßstäben kann man das Verhalten von Papst Stephan VI. wohl kaum als christlich bezeichnen. 

Mehr zu dem Fall lesen Sie bei „Geo“ (Bezahlinhalt).

Papst Alexander VI. und das Hurenturnier

Ein Hurenturnier, bei dem 50 nackte Frauen vor dem Papst tanzen, war im Jahr 1501 allein schon ein Skandal. Angesichts des übrigen Verhaltens von Papst Alexander VI. (1492–1503) fällt das aber kaum ins Gewicht. Der Spross der berühmten Borgia-Familie wird Papst, indem er sich die Stimmen der wahlberechtigten Kardinäle mit ungeheuren Summen sowie der Vergabe von lukrativen Pfründen erkauft. Er zeugte mindestens sieben Kinder. Eine seiner Töchter hat er mehrfach verheiratet – und wieder geschieden – aus Machtgründen. Seinen Sohn Cesare machte er zum Erzbischof von Valencia – mit 17 Jahren, ohne dass dieser Priester war. Ihm wollte er auch einen eigenen Herrschaftsbereich sichern – teils mit Kirchengeldern. Sein Gebaren und unmoralisches Verhalten als Papst gilt als einer der Gründe der Reformation

Weitere Quellen:„T-Online“, „Domradio.de“, „GEO.de“, „GEO“.