Es ist ein weiterverbreiteter Glaube, dass das Handy in der Hosentasche die männliche Potenz beeinträchtigt. Wir verraten Ihnen, ob da wirklich etwas dran ist.
Seit es Handys gibt, gibt es Angst vor deren Strahlung. Konkreter vor der elektromagnetischen Strahlung, einer Form von Wellen, die sich durch den Raum ausbreitet. Ganz genau so, wie wir es von Radiowellen, Mikrowellen, Ultraviolettstrahlung, Röntgenstrahlungen oder dem Licht kennen. Die Sorge, ob Handystrahlung schädlich ist, ist durchaus berechtigt, denn auch andere Strahlung wie die Ultraviolettstrahlung vermag Organe wie unsere Haut zu schädigen.
Erektile Dysfunktion durch Handystrahlung?
Aber macht Handystrahlung impotent? Zur Definition: Von Impotenz (also einer erektilen Dysfunktion) sprechen Ärzte und Ärztinnen, wenn ein Mann über einen Zeitraum von sechs Monaten wiederholt nicht in der Lage ist, eine Erektion zu bekommen oder diese zu halten. Bei Männern unter 50 Jahren spielen meist psychologische Faktoren eine Rolle, beispielsweise der Druck immer können zu müssen oder ein verzerrtes Bild von Sexualität, häufig (aber nicht immer) verursacht durch suchtartigen Pornokonsum.
Ob auch Handystrahlung zu einer erektilen Dysfunktion führen kann, untersuchte eine Studie der Universitäten Graz und Kairo aus dem Jahr 2016. Den Beweis, dass Handystrahlung eine Ursache für Impotenz ist, fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht. Was Sie fanden, war lediglich ein Zusammenhang zwischen längerem Tragen des Smartphones am Körper und einer erektilen Dysfunktion bei den Probanden.
Fruchtbarkeit und Handystrahlung
Besser erforscht ist die Frage, ob Handystrahlung unfruchtbar macht, also die Spermienqualität verschlechtert. Die Spermienqualität richtet sich unter anderem nach ihrer Konzentration, Beweglichkeit und ihrer Form. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler widmen sich dem Thema, weil eben jene in den vergangenen 50 Jahren stark abgenommen hat.
Als Ursache stehen externe Faktoren wie Pestizide, zu wenig Bewegung, aber eben auch Strahlung in Verdacht. Ob Handystrahlung eine Ursache für Unfruchtbarkeit bei Männern ist, versuchte eine Studie der Universität Basel aus dem Jahr 2023 herauszufinden.
Als Referenz dienten 2886 Probanden einer Studie der Universität Genf aus dem Jahr 2019, die die Spermienqualität junger Schweizer untersuchte. Genau diese Männer befragten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Basel vier Jahre später zu ihrer Smartphone-Nutzung. Das Ergebnis: Männer, die ihr Handy häufiger als andere nutzten, wiesen eine geringere Spermienqualität auf.
Wieder gilt: Ob die Handystrahlung oder andere Faktoren für die schlechtere Spermienqualität ursächlich waren, konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht klären. Auch ob der Aufenthaltsort des Smartphones eine Rolle spielt, ist nicht geklärt worden.
Das sagt das Bundesamt für Strahlenschutz
Auch das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat sich dem Thema gewidmet und sich die Mühe gemacht, die komplette Studienlage umfassend auszuwerten. Demnach kann weder bei Mensch noch Tier ein „schädlicher Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf Hoden und Samenzellen nachgewiesen“ werden, wenn Mobiltelefone gültige Begrenzungen und technische Normen einhalten.
Dass Studien einen Zusammenhang zwischen längerem Tragen des Smartphones am Körper und einer erektilen Dysfunktion herausfanden, führt das BfS auf andere Faktoren zurück, unter anderem den Lebensstil der Probanden. Trotzdem lässt das BfS verkünden, dass internationale Gremien weitere Forschung zu dem Thema empfehlen.
Fazit: Weniger Handy, mehr Lebensfreude
Es gibt mehrere Studien, die einen Zusammenhang zwischen Smartphone-Nutzung und Impotenz sowie der männlichen Fruchtbarkeit fanden. Es gibt aber keine Beweise dafür, dass es Handystrahlung ist, die die Probleme verursacht. Was uns zur Schlussfolgerung führt, dass Männer, die einen Kinderwunsch mit ihrer Partnerin hegen, angeraten sei, das Smartphone öfter beiseitezulegen. Nicht wegen der Strahlung, sondern um die Zeit für sinnvollere Dinge zu nutzen. Beispielsweise sich an der frischen Luft zu bewegen, sich gesund zu ernähren oder Sport zu treiben.
So ergab eine Studie aus dem Jahr 2023, dass sich genug Vitamin D durchaus positiv auf die Spermienqualität auswirkt. Und eine weitere Studie brachte regelmäßige Bewegung mit einer verbesserten Spermienzahl in Verbindung.