Rechte Gewalt in Sachsen nimmt weiter zu. 2024 verzeichneten Opferberater wieder mehr Angriffe als im Chemnitz-Jahr 2018. Von einer rechten Raumnahme ist die Rede.

Die rechte Gewalt in Sachsen hat vergangenes Jahr nach Zahlen der Opferberatungsstellen flächendeckend zugenommen. Demnach wurden 328 Angriffe gezählt, ein Plus von rund einem Drittel (32 Prozent) im Vergleich zu 2023. Davon waren 446 Menschen direkt betroffen, wie der Verein RAA Sachsen informierte. 

Die Experten sprechen von einer „zunehmend gewalttätigen rechten Raumnahme“ seit 2022. Zudem würden junge Neonazis enthemmter und aggressiver auftreten. „Der erneute deutliche Anstieg rechtsmotivierter Gewalt in Sachsen ist besorgniserregend und das politische Klima, das sich in Debatten und Wahlergebnissen weiter nach rechts verschoben hat, nicht minder“, betonte Geschäftsführerin Andrea Hübler.

Leipzig und Görlitz als Brennpunkte 

Es wurden landesweit wieder mehr Angriffe gezählt als im Jahr 2018. Damals sorgten rassistische Ausschreitungen in Chemnitz für einen starken Anstieg. Die häufigsten Angriffe gab es den Zahlen zufolge 2024 gemessen an der Einwohnerzahl in der Stadt Leipzig, dem Landkreis Görlitz sowie den Städten Chemnitz und Dresden; die wenigsten wurden im Vogtland und dem Erzgebirge gezählt. 

Die Statistik des RAA Sachsen umfasst auch Fälle, die nicht bei der Polizei angezeigt werden – etwa weil die Opfer eine diskriminierende Behandlung von Behörden fürchten. Bei antisemitischen Straftaten werde nicht unterschieden, ob die Täter aus rechtsextremer oder islamistischer Gesinnung handeln, hieß es auf Nachfrage. Zwischen beidem gebe es eine „Wesensverwandtschaft“, erklärte Hübler. „Für uns ist ausschlaggebend das Motiv, das aus der Tat spricht, nicht zwangsläufig die Selbstverortung des Täters oder der Täterin.“