Camping boomt in Sachsen-Anhalt: Die Übernachtungen haben sich seit 2019 deutlich erhöht. In Halle wächst das Angebot – auch durch Gärten als Stellplätze. Eine Art Couchsurfing fürs Camping.

Mit dem Start der Campingsaison öffnet sich in Halle (Saale) erneut ein alternativer Weg für Wohnmobile und Zelte: Im dritten Jahr in Folge können Menschen Stellplätze auf ihren Grundstücken zur Verfügung stellen – etwa im Garten, auf einer Wiese oder einem Parkplatz. Rund elf private Gastgeber seien auf der Plattform „Camping in Halle“ dabei, sagte Projektleiterin Teresa Kemnitz.

Hintergrund ist der Mangel an offiziellen Campingmöglichkeiten in der Stadt. Laut Kemnitz gibt es in Halle derzeit lediglich zwei offizielle Stellplätze – mit insgesamt 19 Caravan-Stellplätzen und 7 Zeltplätzen. Zum Saisonstart 2025 hätten die privaten Gastgeber rund 30 zusätzliche Stellflächen geschaffen. Hinzu kommen laut Projektleitung 13 weitere öffentliche Camping-, Stell- und Parkplätze in Halle und dem Umland. „Es dürfen also gern noch weitere Angebote hinzukommen“, sagte Kemnitz. 

Couchsurfing für Camper

Die Nutzung der privaten Stellplätze basiert auf Freiwilligkeit. Gastgeber und Gäste regeln die Bezahlung individuell – etwa über eine kleine Spende oder Mithilfe im Garten. Voraussetzung sei, dass es sich um eine private Fläche handelt, über die frei verfügt werden darf – nicht um öffentliches Gelände.

„Platz im Garten? Camper warten“ wurde 2023 mit Unterstützung des Tourismusministeriums Sachsen-Anhalt im Rahmen des Corona-Sondervermögens zur Förderung der Tourismuswirtschaft gestartet, nun wird das Projekt eigenständig weiterbetrieben. In Halle sei der steigende Bedarf an Campingplätzen deutlich spürbar, sagte Projektleiterin Kemnitz. Seit Beginn der Kampagne habe sich die Zahl der Camping-Touristinnen und -Touristen nahezu verdreifacht.

Campingland Sachsen-Anhalt

In ganz Sachsen-Anhalt zeigt sich Camping als wachsendes Segment im Tourismus. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 seien die Übernachtungen auf Campingplätzen um mehr als 46 Prozent gestiegen, teilte der Tourismusverband Sachsen-Anhalt im Februar mit. 

Auch 2024 sei die Nachfrage hoch gewesen, heißt es beim Statistischen Landesamt. Bis Juli wurden mehr als 523.000 Übernachtungen auf Campingplätzen im Land gezählt. Der Anteil am gesamten touristischen Aufkommen lag demnach bei knapp zehn Prozent.