Achterbahnfahrt für Anleger: Das Hin und Her bei US-Einfuhrzöllen schüttelt die Märkte kräftig durch. Tagelang ging es abwärts. Nun haben die Börsen eine neue Richtung.

Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag bis zum Mittag kräftig zugelegt. Die Anleger reagierten positiv auf die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Sonderzölle für zahlreiche Länder auszusetzen. Zuvor hatten schon die Aktienbörsen an der New Yorker Wall Street und in Ostasien zur Aufholjagd angesetzt. 

Das deutsche Börsenbarometer Dax lag am Mittag bei 20.670 Punkten – 1.000 Punkte oder 5 Prozent höher als zum Vortagesschluss. Zum Handelsauftakt hatte das Plus sogar gut 8 Prozent betragen, dann bröckelten die Kurse wieder etwas ab.

Trump hatte mit der Ankündigung hoher Einfuhrzölle in der vergangenen Woche eine Talfahrt an den Börsen ausgelöst. Nach heftigen Turbulenzen an Börsen und Finanzmärkten änderte er am Mittwoch seinen Kurs und setzte gerade erst in Kraft getretene Zusatzzölle für 90 Tage aus. 

Zehn-Prozent-Zoll gilt weiterhin

Für die meisten Länder soll aber weiter ein allgemeiner Importzoll von zehn Prozent gelten. Die Zölle für Waren aus China erhöhte Trump hingegen weiter auf nun 125 Prozent.

Chinas Außenamt reagierte mit scharfen Tönen. Die USA setzten Zölle als Waffe ein, um maximalen Druck auszuüben und sich zu bereichern, sagte Sprecher Lin Jian in Peking. Maßnahmen gegen diese Schikane der Vereinigten Staaten zu ergreifen, diene dem Schutz von Chinas Sicherheit und Entwicklungsinteressen sowie der Wahrung des multilateralen Handelssystems. Washingtons „rückschrittliche Maßnahmen“ seien letztlich zum Scheitern verurteilt. 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte Trumps Richtungswechsel einen wichtigen Schritt zur Stabilisierung der Wirtschaft. „Klare, vorhersehbare Bedingungen sind für das Funktionieren von Handel und Lieferketten unerlässlich.“ Die Europäische Union setze sich weiterhin für konstruktive Verhandlungen mit den USA ein, mit dem Ziel, einen reibungslosen und für beide Seiten vorteilhaften Handel zu erreichen.

US-Präsident reagierte auf Unruhe

Trump begründete sein Umschwenken damit, die „Leute“ seien etwas unruhig und „ein bisschen ängstlich“ geworden. Ökonomen hatten in den Zusatzzöllen ein erhöhtes Risiko für eine Rezession in den USA gesehen. 

Es hatte sich auch abgezeichnet, dass Investoren US-Staatsanleihen abstoßen könnten – eine besorgniserregende Entwicklung für die Zukunft der amerikanischen Finanzen. Marktbeobachter mutmaßen, dass diese Entwicklung die Zollpause herbeigeführt haben könnte. Handelsminister Howard Lutnick bestritt das in einem Interview des Wirtschaftssenders CNBC.

Unter Analysten auch Skepsis 

Das Echo bei deutschen Börsenexperten auf Trumps Schwenk fiel unterschiedlich aus. „Die Nachrichten zeigen, dass die Trump-Administration auf die verschlechterten volkswirtschaftlichen Aussichten und die Marktturbulenzen reagiert“, stellte Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank mit verhaltenem Optimismus fest. Seiner Ansicht nach könnte das aktuelle Kursniveau auf längere Sicht interessant sein.

Kritischer fiel das Urteil von Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets aus. „Wirtschaft besteht aus Vertrauen und hier hat der US-Präsident in den vergangenen Wochen viel Porzellan zerschlagen“, so Stanzl. Universelle Zölle von zehn Prozent würden zudem weiterhin gelten.