Grandiose „Star Trek“-Parodie wird fortgesetzt: Die neue Staffel von „Black Mirror“ bietet mit der Episode „USS Callister 2“ ein Highlight.

Zuletzt schienen zahlreiche Fans der Netflix-Serie „Black Mirror“ den Rücken zu kehren. Die 2019 und 2023 erschienenen Staffeln fünf und sechs stießen auf weit weniger Gegenliebe als frühere Ausgabe der dystopischen Sci-Fi-Show, hinter der als Serienschöpfer und Mastermind der Brite Charlie Brooker (54) steckt. An die Popularität weiter zurückliegender Episoden wie der mit vier Emmys prämierten „Star Trek“-Parodie „USS Callister“ aus dem Jahr 2017 kam die zuvor umjubelte Anthologie-Serie schlicht nicht mehr oder lediglich noch in Einzelfällen heran.

Doch die neue, am 10. April erschienene siebte Staffel von „Black Mirror“ stellt nun auf viele Arten eine Rückkehr zu alter Form dar – und die eingangs erwähnte, legendäre Episode „USS Callister“ wird in der neuen Season sogar direkt fortgesetzt.

Zur Erinnerung: Die Handlung von „USS Callister“ aus Staffel vier

Es war eine jener typischen, bitterbösen „Black Mirror“-Ideen. In der Episode „USS Callister“ fand sich Programmiererin Nanette Cole („The Penguin“-Star Cristin Milioti) in einer veritablen Albtraumwelt wieder – an Bord des Raumschiffs aus dem Titel, der USS Callister, die in vielem dem legendären Serien-Vorbild USS Enterprise aus „Raumschiff Enterprise“ nachempfunden war.

Computergenie und Firmenchef Robert Daly (Jesse Plemons, „Breaking Bad“), der Erfinder des beliebten Multiplayer-Spiels „Infinity“, hatte in der echten Welt die DNA seiner verhassten Angestellten heimlich gesammelt und so digitale Klone von ihnen erstellt, also vollkommen eigenständig denkende und handelnde virtuelle Individuen. Diese digitalen Klone lud er in die Online-Spielewelt von „Infinity“ hoch.

Im Game verlieh er sich selbst noch gottgleiche Kräfte und quälte fortan die bemitleidenswerten Klone seiner Angestellten, die über keinerlei Möglichkeiten verfügten, sich ihm zu widersetzen. Er demütigte die Männer unter seinen Klon-Gefangenen und die Frauen waren ihm gefügig, bis er sich in Nanette mit der Falschen anlegte…

Darum geht es in „USS Callister: Into Infinity“

„USS Callister 2“, die neue „Black Mirror“-Episode aus Staffel sieben, setzt nun diese Idee fort. Zwar konnten die in der Zwischenzeit zur Kapitänin gewordene Nanette und ihre verbliebenen Crewmitglieder das Joch Robert Dalys abwerfen, doch in der erbarmungslosen Multiplayer-Welt von „Infinity“ müssen sie permanent Credits erbeuten, damit der Überlichtgeschwindigkeitsantrieb ihres Raumschiffs und andere überlebenswichtige Dinge überhaupt noch funktionieren.

Und auch die „echte“ Nanette erfährt früher oder später, dass ihr digitales Gegenstück immer noch existiert, und versucht helfend einzugreifen.

„USS Callister: Into Infinity“: Das Highlight der neuen „Black Mirror“-Staffel

Zum ersten Mal setzt die Anthologie-Serie „Black Mirror“ mit „USS Callister: Into Infinity“ eine eigene, vorherige Episode fort. Die Entscheidung für „USS Callister“ ist dabei mehr als nachvollziehbar. Bot die Folge doch eine für die Netflix-Serie so typische, düstere Sci-Fi-Handlung. Im gleichen Atemzug funktionierte sie jedoch auch als liebevolle „Star Trek„-Hommage mit jeder Menge für „Black Mirror“ eher ungewohntem Humor – und bot zudem eine packende Meta-Handlung, die ein überraschendes Eigenleben entwickelte, obwohl sie sich strenggenommen lediglich in der virtuellen Realität des Online-Spiels „Infinity“ zutrug.

Gerade letzteres steht jetzt zunächst ganz im Zentrum von „USS Callister: Into Infinity“. Captain Nanette und ihre Crew müssen sich in den erbarmungslosen, von vielen toxischen Spielern bevölkerten unendlichen Weiten eines Multiplayer-Spiels zurechtfinden und überleben.

Denn geschenkt wird einem hier nichts, schließlich sollen In-Game-Käufe für die Herstellerfirma die Kasse klingeln lassen. Dumm nur, wenn mit solchen Käufen erwerbbare Credits nötig sind, um das Raumschiff USS Callister überhaupt mit Überlichtgeschwindigkeit reisen zu lassen – und Nanette sowie die anderen digitalen Klone nicht über echtes Geld aus der realen Welt verfügen.

Zudem bluten die bemitleidenswerten Klone, werden bei Schusswechseln wirklich verletzt und kämpfen buchstäblich um ihre Existenz. Während ihre Multiplayer-Gegner und Gegnerinnen lediglich in ihren Gaming-Sesseln erwachen, wenn sie im Spiel sterben, geht es für sie um alles.

So bietet die Episode „Into Infinity“ neben den gewohnten „USS Callister“-Zutaten auch einen humoristischen Blick auf die Mechanismen der Games-Industrie der Gegenwart. Daneben werden einige ganz typische Gamer-Charaktere liebevoll durch den Kakao gezogen. Und da dem Publikum im Gegensatz zu den vorherigen „Black Mirror“-Episoden die Figuren bereits bekannt sind, fiebert man als Zuschauerin oder Zuschauer auch ein Stück weit mehr mit ihnen mit als in den sonst üblichen One-Off-Folgen der beliebten Netflix-Serie. Mit „USS Callister 2“ kehrt die Netflix-Serie zumindest für eine Episode der neuen Season zu alter Stärke zurück.