Am Bodensee ist der Wasserstand aktuell so niedrig wie lange nicht mehr. Eine Insel kann man derzeit sogar zu Fuß erreichen, ohne nass zu werden. Ungewöhnlich ist das nicht.
Am Bodensee sinkt der Pegelstand angesichts der aktuellen Trockenheit weiter. Die Ursache dafür sind ausbleibender Regen und fehlendes Schmelzwasser. Weil es auch in den kommenden Tagen nicht regnen soll, könnte der Wasserstand weiter sinken. Am Untersee, dem westlichen Teil vom Bodensee, ist bereits ein Hafen ausgetrocknet. Die „Bild“-Zeitung kalauert bereits „Am Bodensee kann man den Boden sehen“.
Der Grund des 63 Kilometer langen Gewässers ist auch an weiteren Orten sichtbar. In Lindau ist zum Beispiel die Hoy, die kleinste Bodenseeinsel 100 Meter vom bayerischen Ufer entfernt, zu Fuß erreichbar. In Konstanz und vielen anderen Teilen des Sees steht der Pegelstand bei etwas mehr als 2,70 Metern.
„Der aktuelle Seewasserstand liegt 35 cm niedriger als der saisonal mittlere Wert für diesen Kalendertag“, sagte ein Sprecher der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Ein Rekordwert sei das jedoch nicht. Seinen niedrigsten Wasserstand erreiche der Bodensee üblicherweise in den Wintermonaten. Der letzte Tiefstand sei am 15. Februar 2006 gemessen worden mit 2,29 Metern. „Also 43 cm niedriger als derzeit.“
Mehrere Gründe für Trockenheit am Bodensee
Ursache für den niedrigen Wasserpegel sind geringe Regenfälle und wenig Schmelzwasser aus den Alpen. Das liegt daran, dass auf den Bergen im Einzugsgebiet des Rheins, der in den Bodensee fließt, weniger Schnee liegt als im langjährigen Mittel.
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) ist auch in den kommenden Tagen am Bodensee nicht mit Regen zu rechnen. Erst ab Sonntag könnte sich die Lage etwas entspannen. Dann sei mit aufkommenden Schauern zu rechnen, sagte ein DWD-Meteorologe.
Nicht alle Bodensee-Häfen können angefahren werden
Für die sogenannte Weiße Flotte, die Bodensee-Ausflugsschiffe, bedeutete der niedrige Wasserstand, dass beim Saisonstart am kommenden Sonntag nicht alle Häfen angefahren werden können. Wegen zu wenig Wasser können die Schiffe einem Sprecher der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) zufolge nicht in Langenargen, Immenstaad und Bad Schachen anlegen.
Für Passagierschiffsbetreiber sei die aktuelle Lage aber nicht dramatisch. „Wir haben öfter um diese Jahreszeit Niedrigwasser“, sagte der Sprecher. Das komme immer wieder vor. Am geplanten Saisonstart der „Weißen Flotte“ ändere sich nichts. Und auch die Bodensee-Fähre zwischen Meersburg und Konstanz verkehre ohne Einschränkungen.
Trinkwasserversorgung gesichert
Die niedrigen Pegelstände haben auch keine Auswirkungen auf die Versorgung mit Trinkwasser. „Wir entnehmen das Wasser ja in 70 Metern Tiefe, weshalb wir von den schwankenden Pegelständen nicht betroffen sind“, teilte eine Sprecherin des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung auf Anfrage mit. „Nach den heutigen Erkenntnissen werden wir auch in Zukunft genügend Wasser im Bodensee haben.“ Millionen Menschen bekommen ihr Trinkwasser aus dem Bodensee. In Konstanz hat das Niedrigwasser des Bodensees die Landverbindung zur Dominikanerinsel am Stadtgarten freigelegt
© IMAGO/bodenseebilder.de
Auswirkungen für die Fische im Bodensee hat das Niedrigwasser laut Fischereiforschungsstelle in Langenargen auch nicht. Der Bodensee sei unreguliert und könne mit Schwankungen ganz gut umgehen, sagte der Leiter Alexander Brinker. Die Pegelstände seien aktuell schon sehr niedrig. „Wir verfolgen die Entwicklung, im Moment insbesondere in den kleineren Fließgewässern, mit Sorge und hoffen auf Regen.“