Nach Chiara Ferragni und Fedez‘ Trennung hat Italiens Ex-Glamour-Paar nun einen gemeinsamen Gegner: einen ehemaligen Paparazzo mit einer fragwürdigen Biografie.
Gemeinsam waren sie die „Ferragnez“: Unternehmerin Chiara Ferragni und Rapper Fedez, bürgerlich Federico Leonardo Lucia, zeigten ihr Leben als Reiche und Schöne in den sozialen Medien in allen Facetten. Jetset, Penthouse in Mailand, Villa am Comer See, eine Serie begleitete das Paar sogar bei Therapie und Babyparty. Dass sich die beiden zudem als liebevolle Eltern ihrer zwei Kinder inszenierten, gefiel im konservativen Italien. Als sie sich im vergangenen Jahr trennten, schlossen sich abrupt die Tore zu diesem Privatleben.
Ferragni und Fedez haben nun die Kontrolle über ihre öffentliche Erzählung verloren. Der Journalist Fabrizio Corona plaudert mit einer Mischung aus Hohn und Sensationslust in seinem Youtube-Format „Falsissimo“ über die mutmaßlichen Affären der beiden. Fedez soll demnach schon vor seiner Heirat mit Ferragni ein Verhältnis zur Mailänder Unternehmerin Angelica Montini begonnen haben. Chiara Ferragni sagt Corona Seitensprünge mit zwei italienischen Rappern nach.
Chiara Ferragni und Fedez – die Demontage eines Promi-Paares
Die Videos gingen in Italien viral, 2,9 Millionen Menschen sahen sich allein die Folge über Chiara Ferragni an. Beinahe alle großen Medien berichteten über die Behauptungen des Paparazzos, obwohl dieser sie kaum bis gar nicht belegt. Von der Liaison zwischen Montini und Fedez will er ausgerechnet von Fedez selbst erfahren haben. In Tränen aufgelöst habe sich dieser an ihn gewandt, als die Beziehung in die Brüche gegangen sei, erzählt Fabrizio Corona in einer Folge und veröffentlicht heimliche Telefonmitschnitte.
Fabrizio Corona schafft es, Fedez als intimen Freund und Bruder zu bezeichnen, um kurz darauf zu betonen, wie seine Enthüllungen den Rapper öffentlich „massakriert“ hätten. Seinen Job sieht Corona als Erzähler, nicht als loyaler Freund. Das hat auch Fedez mittlerweile eingesehen: Sich Fabrizio Corona anzuvertrauen, sei ein Fehler gewesen, sagte er jüngst.
Fabrizio Corona, Journalist und Paparazzo, sieht sich als Robin Hood, der von den Reichen nimmt, aber in die eigene Tasche wirtschaftet
© Mondadori Portfolio
Chiara Ferragni wählte den juristischen Weg und verwarnte den Journalisten nach dem Erscheinen seiner Videos. Sie berief sich auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 2023: Damals zog Ferragni einen Strafantrag wegen Diffamierung gegen Fabrizio Corona zurück, im Gegenzug sollte dieser zehn Jahre lang nichts mehr über sie und Fedez veröffentlichen. Corona willigte ein, bei jedem Verstoß muss er 100.000 Euro zahlen. Elf solche Verstöße wirft ihm Ferragni jetzt vor.
Es ist der Versuch der beiden Influencer, eine Privatheit zu retten, die sie einst freizügig hergaben und zu Geld machten. Mit dem Unterschied, dass sie damals selbst über die Erzählung bestimmen konnten. Diese Selbstbestimmtheit hat Fabrizio Corona ihnen nun entrissen.
Wer ist der Mann hinter der Schmutzkampagne?
Das Privatleben von Prominenten ist seit jeher Fabrizio Coronas Kerngeschäft. Er ist kein Unbekannter in dem Land, das der Figur des Paparazzos mit Fellinis „La Dolce Vita“ ein cineastisches Denkmal gesetzt hat. Mit dem Verkauf von Promifotos an Fernsehen und Klatschpresse wurde Corona berühmt, Medien nannten ihn den „König der Paparazzi“. 2007 kam ans Licht, dass er Prominente mit Bildern erpresste, die sie in Drogengeschäfte, Prostitution und Affären verwickelt zeigten. Francesco Totti soll ein Opfer dieser Masche gewesen sein, Michelle Hunziker und Silvio Berlusconis Tochter Barbara. „Ich bin wie Robin Hood, ich nehme von den Reichen und gebe es mir selbst“, sagte Corona einmal über sein Geschäftsmodell.
Der Skandal ging als „Vallettopoli“ in die Mediengeschichte ein – benannt nach den leicht bekleideten Showassistentinnen im italienischen Fernsehen, von denen einige in den Skandal verstrickt waren. Etwa zehn Jahre saß Corona deshalb und wegen weiterer Delikte im Gefängnis.
Geläutert scheint er keineswegs. Derzeit muss er sich vor Gericht wegen Diffamierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verantworten, der er ein Verhältnis mit einem Fratelli-d’Italia-Politiker nachgesagt hatte. Auch von Chiara Ferragnis Verwarnung zeigt sich Corona unbeeindruckt. „Um den Schutz von Privacy zu beanspruchen, muss man so etwas haben. Ferragni hat ihr gesamtes Privatleben öffentlich gemacht, die Ultraschallbilder ihrer Kinder inbegriffen, und sie hat das für den ökonomischen Profit getan“, kommentierte er. Nun ist er es, der mit den Veröffentlichungen Geld verdient, denn viele der Beiträge auf seinem Youtube-Kanal kann man nur gegen Bezahlung sehen.
Droht Corona eine weitere Haftstrafe?
Stoppen konnte den Klatschjournalisten vorerst der Quästor von Mailand, ein Amtsträger ähnlich einem Polizeipräsidenten: Im März verwarnte er den Journalisten, von weiteren Veröffentlichungen abzusehen. Er sei durch die falschen Behauptungen psychisch angeschlagen, sagte Rapper Fedez, als er den Bescheid des Quästors publik machte. Er selbst hatte sich um die polizeilichen Untersuchungen bemüht.
Sollte Corona sich nicht an die Verwarnung halten, könnte ihm erneut eine Haftstrafe bis zu sechseinhalb Jahren blühen, diesmal wegen Stalkings. In einem Youtube-Video bestätigt er die Verwarnung gemeinsam mit seinem Anwalt Ivano Chiesa. Er wedelt dabei mit dem Dokument durch die Luft, fällt seinem Anwalt ins Wort, beteuert, dass Fedez selbst an ihn herangetreten sei und die Öffentlichkeit gesucht hätte.
In „Falsissimo“ bleiben weitere Gerüchte über das Liebesleben der Ferragnez bislang aus. In den jüngsten Folgen spricht Corona lieber über die Verstrickung zwischen der Rapszene und Fußball-Ultras des AC Mailand.
Nun geht’s um den Kuchen
Chiara Ferragni hat dennoch weiterhin juristisch zu tun. So muss sie sich mit dem Fall auseinandersetzen, den die Medien „Pandoro-Gate“ nennen. Die Staatsanwaltschaft Mailand wirft ihr schweren Betrug rund um einen Weihnachtskuchen in pinkfarbenem Ferragni-Design vor, den sie gemeinsam mit Hersteller Balocco zu überteuerten Preisen vermarktete. Der Vorwurf lautet, dass Ferragni in der Kampagne den Anschein erweckt habe, Teile des Gewinns an eine Kinderklinik in Turin zu spenden. Stattdessen habe Balocco im Vorfeld eine fixe Summe überwiesen. Der Prozess gegen Chiara Ferragni beginnt im September. Zumindest in diesem Fall entscheidet eine seriöse Instanz, wer wen betrogen hat.
Quellen: Youtube Officialfabriziocorona, Rainews.it, La7.it, Corriere.it, Ansa.it, Sueddeutsche.de, Nytimes.com, Vantiyfair.it, Fanpage.it