Eine Geste, die unter die Haut geht: Gedenk-Tattoos mit Asche von verstorbenen Menschen und Haustieren werden immer beliebter. Aber sind solche Tätowierungen überhaupt erlaubt?

James Hetfield hat es getan. Der Frontmann von Metallica hat sich ein Tattoo stechen lassen, das die Asche seines verstorbenen Freundes, Lemmy Kilmister von Motörhead, enthält. Ein Andenken, das unter die Haut geht. Hetfield ist längst nicht der einzige mit einem solchen Gedenk-Tattoo. In den USA werden die Tätowierungen seit Jahren angeboten. Und auch in Deutschland kann man sich inzwischen mit Tinte tätowieren lassen, die Asche von Verstorbenen enthält – verstorbenen Haustieren allerdings. Aber ist das überhaupt erlaubt? Und wie sauber ist Asche-Tinte?

Wenn es um Tattoos und Recht geht, ist Urban Slamal ein gefragter Gesprächspartner. Der Rechtsanwalt ist Experte auf dem Gebiet und stellt klar, dass anders als in den USA, der Gebrauch von Tinte mit Asche von Verstorbenen in der Europäischen Union nicht erlaubt ist. Die Bestattungsrichtlinien in Deutschland sind streng. Die Totenruhe darf nicht gestört werden, daher darf auch keine Asche aus der Urne entnommen werden. Für tote Haustiere bestehen solche EU-weiten Regelungen allerdings nicht. Strikte Vorgaben aber gibt es bezüglich der Tattoofarbe.

Tattoofarbe unterliegt strengen Richtlinien

„Was sie ganz sicher nicht machen können, ist, irgendeine Tattoofarbe zu nehmen, Asche reinzukippen und zu hoffen, dass das noch eine legale Farbe ist“, so Slamal. Denn mit Tattoo-Tinte darf nicht gepanscht werden. „Es gibt europaweite Regelungen, was in Tätowierfarben enthalten sein darf und was nicht“, erklärt der Rechtsanwalt. Gemäß der sogenannten Reach-Verordnung muss zum Beispiel gewährleistet sein, dass die Tinte steril ist und verschiedene Grenzwerte eingehalten werden. 

Warum das wichtig ist, erklärt der Dermatologe Dr. Gerd Kautz. Er berichtet unter anderem von allergischen Reaktionen durch verunreinigte Tinte und von starken Problemen durch gesundheitsgefährdende Inhaltsstoffe, bis hin zu einem erhöhten Krebsrisiko. Der Dermatologe rät davon ab, sich mit Asche versetzter Tinte tätowieren zu lassen. „Wenn man Tinte in die Haut einbringt, die nicht hundertprozentig sauber ist, ist das mit einem massiven Risiko verbunden“, sagt er.

Gedenk-Tattoo – viele Fallstricke zu beachten

Es gibt Unternehmen, die sich auf solche Asche-Tinte spezialisiert haben. Die haben ihren Sitz allerdings nicht in Deutschland, sondern beispielsweise in England. England gehört nicht zur EU und unterliegt daher auch nicht denselben strikten Tattoo-Tinte-Verordnungen. Eines dieser Unternehmen ist Cremation Ink. Wer dort Überreste seines Haustiers in Tinte einarbeiten lassen möchte, muss lediglich einen Esslöffel Asche hinschicken und etwa 170 Euro bezahlen. Dafür wird in dem Labor laut Webseite des Unternehmens dann die Asche gefiltert, zerkleinert und sterilisiert, Schwermetalle und medizinische Rückstände werden aus der Asche entfernt.

„Ich würde nur allzu gern mal eine Flasche von der Farbe in die Finger kriegen“, sagt Rechtsanwalt Slamal. Denn mit der richtigen Pigmentgröße und Sterilisierung von Asche und Farbe – wie von den Anbietern beworben – sei es nicht getan. „Allein das korrekte Labeling der Flasche ist eine Wissenschaft für sich. Und das gerade von einem Unternehme zu erwarten, das selbst gar nicht der Reach-Verordnung unterliegt – ich bleibe skeptisch.“ Dr. Gerd Kautz sieht das ähnlich. „Jetzt haben wir endlich Verordnungen, die dafür sorgen, dass die Tätowierfarben hochwertig sein müssen, und nun umgeht man das, indem man Farben aus England nimmt. Das würde ich nicht empfehlen“, sagt er. Und fragt: „Wer gibt uns die Garantie, dass die Tätowierstoffe wirklich sauber sind?“

Wer sich dennoch für die Farbe entscheidet, steht laut Slamal noch vor einer weiteren Hürde. Denn auch wenn England nicht der EU-Verordnung für Tattoo-Farbe unterliegt, der Importeur tut es. „Der englische Hersteller kann sagen: Wir haben damit nichts zu tun. Aber die Person, die diese Farbe kauft und nach Deutschland einführt, kann das nicht“, führt der Anwalt aus. Der Importeur sei verpflichtet, sicherzustellen, dass die Verordnung eingehalten wird. So müsse die Farbe unter anderem bei den Behörden angemeldet und ein entsprechendes Sicherheitsdatenblatt vorgelegt werden. „Es gibt eine Menge Fallstricke. Ich weiß nicht, ob das allen so bewusst ist“, sagt er. Für ihn ist der Import der Asche-Tinte daher keine Grauzone mehr, „das tendiert mit einiger Sicherheit schon sehr zum Dunkelgrau“.