Japan ist Verstappens Formel-1-Reich. Der Weltmeister siegt in Suzuka – schon zum vierten Mal am Stück. Bei McLaren gibt es eine neue Stallorder-Debatte. Teenager Antonelli sorgt für ein Novum.
Max Verstappen sprang seiner Crew nach der Weltklasse-Leistung in Suzuka überschwänglich in die Arme. Der Red-Bull-Pilot gewann zum vierten Mal nacheinander das Formel-1-Rennen von Japan und wehrte beim dritten Grand Prix des Jahres in der Boxengasse cool den widerspenstigen WM-Spitzenreiter Lando Norris ab.
„Wow, was für ein unglaubliches Wochenende„, sagte Verstappen. Vier Siege in Suzuka am Stück hatte einst nicht einmal Rekordchampion Michael Schumacher geschafft. „Was für eine großartige Wende nach einem schwierigen Start. Wir geben nie auf, wir machen gemeinsam weiter“, verkündete Verstappen nach seinem 64. Karrieresieg.
Piastri will an Norris vorbei
Norris musste sich mit dem zweiten Rang begnügen. „Max ist der Letzte, von dem ich erwarte, Raum zu bekommen, aber auf eine gute Art, eine Rennfahrer-Art“, sagte der Engländer über ein hartes Duell nach dem ersten Stopp.
Der McLaren-Fahrer führt das Klassement mit nur noch einem Punkt Vorsprung auf Verstappen an, der die Abstimmung seines Wagens über das Wochenende komplett geändert hatte. Auf den dritten Platz raste an seinem 24. Geburtstag Norris‘ Teamkollege Oscar Piastri.
Red Bull findet es „meisterlich“
Der schnelle Australier hatte in der Schlussphase des Rennens kein Grünes Licht vom Kommandostand bekommen, um an Norris vorbei doch noch die Jagd auf Verstappen aufzunehmen. „Ich hatte das Gefühl, dass, wenn ich die Position habe, Max noch gekriegt hätte“, sagte Piastri.
In Japan war Verstappen aber einfach nicht einzufangen. „Kein Fehler, absolut am Limit fahrend – das kann nur er. McLaren ist eigentlich das schnellere Auto, aber er hat den Abstand kontrolliert. Meisterlich“, befand Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko beim TV-Sender Sky. „Das war eines deiner besten Wochenenden, Max“, sagte Teamchef Christian Horner und nannte die Ausfahrt seines Top-Piloten „eine inspirierende Leistung.“
Der einzige deutsche Fahrer im Feld, Nico Hülkenberg, raste als 16. im Kick Sauber deutlich an den Punkterängen vorbei.
Verstappen beendet seine Pole-Durststrecke
Verstappen musste ganze 280 Tage auf seine 41. Pole Position warten. Seit dem Grand Prix von Österreich Ende Juni vergangenen Jahres hatte er nicht mehr die Startaufstellung angeführt. Als „irre“ bezeichnete sein Renningenieur Gianpiero Lambiase das Meisterstück des Starpiloten in der Qualifikation, als Verstappen eine Zauberrunde auf den letzten Drücker hingelegt hatte.
Er verteidigte seine vierte Pole in Japan nacheinander auch souverän am Start. Die Reaktionszeit von Norris war zwar kürzer (0,24 Sekunden), doch der Niederländer (0,29 Sekunden) wechselte rechtzeitig die Spur, um ein Überholen zu verhindern.
Der störrische Red Bull
Vor den Augen der japanischen Prinzessin Akiko von Mikasa und 115.000 Fans auf dem Suzuka Circuit blieben Norris als Zweiter und Piastri als Dritter an dem viermaligen Weltmeister dran, der auch in dieser Saison die Schwächen seines störrischen Red Bull fahrerisch hervorragend zu kaschieren versteht.
Die Wetterverhältnisse drehten sich an diesem dritten Grand-Prix-Wochenende des Jahres. Auf trockene Tage, an denen Funkenflug noch Rasen auf dem Seitenstreifen angezündet hatte, folgte ein feuchter Rennsonntag. Doch Probleme bereitete die Witterung auf der Strecke den Fahrern nicht.
Zoff in der Boxengasse
Nach einem Drittel des Rennens versuchte es McLaren mit einer Finte. Auf die Ankündigung, Norris käme angeblich zum Boxenstopp rein, fiel Red Bull aber nicht rein. Richtige Spannung gab es endlich in der 22. Runde, als Verstappen und Norris gleichzeitig zum ersten Reifenwechsel anhielten.
Der Red-Bull-Star legte einen langsameren Stopp hin, Norris steuerte dann fast gleichauf mit ihm aus der Boxengasse. Es wurde eng an der Ausfahrt. Der Engländer musste dann auf den Rasen ausweichen, um einen Crash zu vermeiden. „Er hat mich abgedrängt“, klagte Norris über Funk. „Er ist von alleine ins Gras gefahren“, meinte Verstappen ungerührt. Die Regelhüter erkannten anschließend auch keinen Verstoß.
Antonelli schreibt Formel-1-Geschichte
Verstappen kam als Fünfter zurück, Norris direkt dahinter er als Sechster. Und wer führte? Mercedes-Neuling Kimi Antonelli! Mit gerade einmal 18 Jahren und 224 Tagen. Kein anderer Fahrer war in dieser Position je jünger in der Formel-1-Geschichte. Im Nacken hatte Antonelli seinen Mercedes-Vorgänger Lewis Hamilton, 40 Jahre alt, der seit dieser Saison für Ferrari startet.
Als Antonelli in der 32. Runde an die Box steuerte, wurde die alte Ordnung wieder hergestellt. Verstappen übernahm mit rund 1,5 Sekunden Vorsprung wieder vor Norris und Piastri die Führung. Kurz danach folgte die Ansage von der Red-Bull-Box: „Gib ab jetzt richtig Gas!“ Antonelli wurde am Ende Sechster.
Piastri setzte Norris unter Druck
Verstappen konnte sich nicht komfortabel absetzen. Er hielt aber seinen Vorsprung auf Norris, der sich immer heftiger gegen Piastri wehren musste, der wiederum von seinem Teamkollegen endlich vorbeigelassen werden wollte. „Ich habe die Geschwindigkeit, um mir Max zu schnappen“, verkündete der China-Gewinner aus Australien. Von seiner Box gab es aber kein Go.
Verstappen konnte der McLaren-interne Zweikampf egal sein. Er raste unbeirrt seinem ersten Saisonsieg entgegen. „Wir geben die Weltmeisterschaft noch lange nicht auf“, verkündete Marko.