Umweltminister Meyer lehnt die Förderung von Gas aus der Nordsee strikt ab. Dennoch hat seine Behörde eine Genehmigung für ein Seekabel erteilt. Das heißt aber nicht, dass sofort gebaut wird.

Die vom Energiekonzern One-Dyas geplante Erdgasförderung vor der Nordsee-Insel Borkum verzögert sich weiter. Zwar erteilte die zuständige niedersächsische Behörde eine Genehmigung für ein Seekabel zwischen dem Offshore-Windpark Riffgat und der Gasplattform, allerdings wurde der Antrag des Unternehmens auf sofortige Kabelverlegung abgelehnt, wie das niedersächsische Umweltministerium mitteilte. Vor einer Woche hatte der Energiekonzern mit der umstrittenen Gasförderung begonnen – allerdings im niederländischen Teil der Nordsee.

Hintergrund für die Verzögerung auf deutscher Seite ist ein Gerichtsverfahren beim Verwaltungsgericht Oldenburg. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte mit anderen Verbänden gegen die Seekabelverlegung geklagt. Sie fürchten, dass das Kabel schützenswerte Unterwasserbiotope und Riffstrukturen zerschneiden und unwiederbringlich zerstören wird. Das Gericht entschied im August 2024, dass das Kabel vorerst nicht verlegt werden darf. Eine weitere Prüfung von Kompensationsmaßnahmen sei erforderlich.

Über Widersprüche ist bisher nicht entschieden

Bei der jetzigen Genehmigung hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) laut Ministerium „eine Realkompensation der Eingriffe statt eines Ersatzgeldes“ angeordnet. Auch gegen die Fördergenehmigung des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) für den deutschen Teil der Nordsee waren Widersprüche eingelegt worden, über die bislang nicht entschieden wurde.

Der niederländische Konzern One-Dyas hatte Anfang dieses Jahres dem NLWKN vorgeworfen, untätig zu sein und ebenfalls eine Klage beim Verwaltungsgericht Oldenburg eingereicht. „Es ist nicht nur aus Sicht von One-Dyas wichtig, dass das Verfahren sorgfältig und zeitnah abgeschlossen wird. Es ist vor allem wichtig für die Energiewende und alle, die sich um die Einhaltung der Klimaziele, die Wirtschaft und die geopolitische Lage sorgen“, teilte damals eine Konzernsprecherin mit. 

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer sprach sich erneut gegen die Gasförderung in der Nordsee aus, die aus seiner Sicht unter anderem dem Tourismus an der Küste schade. Zur Sicherstellung der Gasversorgung in Deutschland werde das Gas vor Borkum nicht benötigt, sagte der Grünen-Politiker. „Dagegen ist der Klima- und Umweltschaden durch die Gasförderung am Rande des Nationalparks Wattenmeer enorm.“ 

Umwelthilfe: Genehmigung „fatales Signal für die Nordsee“

Eine neue Förderung fossiler Gase sei nicht mit den Klimazielen von Land und Bund vereinbar, sagte Meyer. Die politische Entscheidung über die Gasförderung sei aber Sache des Bundes.

Die Deutsche Umwelthilfe kündigte Widerspruch und notfalls auch Klage gegen die erneute Genehmigung des NLWKN an. Sie sei „ein fatales Signal für die Nordsee und eines ihrer letzten artenreichen Steinriffe“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.