Schon der Schulalltag kann anstrengend sein. Und dann sind häufig noch Hausaufgaben zu erledigen. Das Festigen des Erlernten soll auf anderen Wegen erfolgen, meint der Bürgerrat Bildung.

Hausaufgaben sollten nach Meinung des Bürgerrates Bildung und Lernen in Mecklenburg-Vorpommern abgeschafft werden. Der Rat wirbt zudem für mehr Selbstbestimmung für Schüler beim Lernen sowie eine Kita-Pflicht zur frühen Sprachförderung vor dem Schulstart. Vertreter der Initiative übergaben am Montag in Schwerin die Liste ihrer Vorschläge für eine gerechtere, lebensnahe und zukunftsfähige Bildung an Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg. Die Linken-Politikerin führt derzeit den Vorsitz in der Konferenz der Bildungsminister.

Im Rahmen des Bürgerrates kamen nach eigenen Angaben mehr als 700 zufällig ausgewählte Menschen aus ganz Deutschland in wechselnder Zusammensetzung mehrfach zusammengekommen, um über die Bildung zu diskutieren. Die dabei entwickelten Handlungsempfehlungen dienten dem Ziel, die Chancengerechtigkeit in der Bildung zu erhöhen, hieß es. Eine der zentralen Fragen sei gewesen, wie viel Freiheit das Lernen brauche. 

Herausgekommen seien 19 konkrete Empfehlungen. Diese könnten auch als Stimmungsbild der Bevölkerung verstanden werden. „Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist wie ein Seismograf für unsere Gesellschaft“, erklärte Karl-Heinz Imhäuser, Vorstand der Montag Stiftung Denkwerkstatt und Initiator des Bürgerrates.

Zahlreiche weitreichende Reformvorschläge 

Nach Überzeugung Oldenburgs bringen die Empfehlungen des Bürgerrates wichtige Anregungen. „Eine gute Bildungspolitik nimmt Kritik und Vorschläge ernst, auch wenn nicht alle Maßnahmen eins zu eins umgesetzt werden können“, erklärte sie. Zu den weitreichenden Reformvorschlägen gehören unter anderem eine zweijährige Kita-Pflicht, die Einführung von Noten erst ab der neunten Klasse sowie die Abschaffung von Hausaufgaben zugunsten von Vertiefungsstunden. Schüler sollen die Lerninhalte mitgestalten können. Analoges und digitales Lernen sollen sich sinnvoll ergänzen.

Besonders wertvoll seien Vorschläge zur Förderung von Chancengerechtigkeit sowie zur Stärkung der Demokratiebildung und Partizipation, betonte Oldenburg. „Wo Schülerinnen und Schüler aktiv mitbestimmen und mitgestalten, steigt ihr Engagement, ihre Motivation und ihre soziale Verantwortung“, zeigte sie sich überzeugt. Bildung sei der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft, die allen Menschen gleiche Teilhabechancen bietet und ihre individuellen Talente fördert. 

Andere Kritiker der aktuellen Bildungspolitik wie Elternverbände, Parteien oder Gewerkschaften verweisen allerdings auf grundlegende Defizite wie fehlende Lehrkräfte oder marode Schulgebäude.