Online-Glücksspiel ist legal – aber nicht ungefährlich. Der Staat erlaubt in Einzelfällen monatliche Verluste von bis zu 30.000 Euro. Ein Suchtforscher warnt: Das ist ein Problem.
Das monatliche Limit für Online-Glücksspiel ist nach Meinung eines Experten zu hoch. Derzeit ist es erlaubt, 1.000 Euro im Monat für das Hobby mit hohem Suchtpotenzial auszugeben. Das sei deutlich zu viel, kritisiert Suchtforscher Tobias Hayer.
Die Kritik des Glücksspielforschers an der Universität Bremen richtet sich nicht gegen das Prinzip gesetzlicher Spiel-Limits, sondern gegen deren Höhe und Umgehung. Ein Limit von rund 300 Euro monatlich sei aus suchtpräventiver Sicht sinnvoll, so Hayer. Studien zeigen, dass schon Aufwendungen von ein bis drei Prozent des Bruttoeinkommens für Glücksspiel problematisch sein können.
Bis zu 30.000 Euro monatlich zocken?
Hintergrund sind Medienberichte über eine Einigung zwischen Bundesländern und Anbietern. Seit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 gilt ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro. Dieses kann in Einzelfällen nicht nur gesenkt, sondern auch auf 10.000 oder sogar 30.000 Euro erhöht werden. Voraussetzung sei eine „nachgewiesene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“, wie die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) in Halle (Saale) auf Anfrage mitteilte.
Gemeint ist damit eine Schufa-Glücksspiel-Auskunft, die Hayer für nicht ausreichend hält. Sie zeige frühere Zahlungsausfälle, sage aber nichts darüber, ob sich jemand Glücksspiel leisten könne. Einkommensnachweise oder Steuerbescheide seien geeigneter. Auch das Oberverwaltungsgericht Sachsen-Anhalt erklärte im Dezember 2024, die Schufa-Auskunft allein reiche nicht aus.
Kritik am Spielerschutz
Die GGL verteidigt die Regelung. Man wolle verhindern, dass zahlungskräftige Spieler zu illegalen Angeboten abwandern. Die Verfahren würden regelmäßig geprüft und gegebenenfalls angepasst, hieß es. „Es gibt immer einen Schwarzmarkt. Aber das kann doch kein Grund sein, legales Glücksspiel immer attraktiver und damit suchtpotenter zu machen“, sagt Hayer.
Ob jemand viel oder wenig Geld habe, dürfe kein Kriterium für höhere Verluste sein. „Ob man einen Ferrari fährt oder einen VW Käfer – alle müssen sich an Tempolimits halten. Nicht nur zum Schutz anderer, sondern auch, um sich selbst nicht zu gefährden.“