Ein Streit in einer Seilbahn endet tödlich, ein verdächtiges Ehepaar ist auf der Flucht. Für die „Tatort“-Kommissare Tobler und Berg wird der Fall zur emotionalen Achterbahnfahrt.

4 von 5 PunktenRastlose Verfolgungsjagd durch den Schwarzwald

Worum geht’s in dem „Tatort“?

Die Menschen stehen dicht gedrängt, die Luft ist stickig, der Schweiß läuft über die Stirn: Sven Kucher (Benjamin Lillie) und seine schwangere Ehefrau Nina (Pina Bergemann) sind in einer Seilbahn und wollen vom Berg ins Tal fahren. Als er einen anderen Passagier bittet, das Fenster zu öffnen und dieser sich weigert, eskaliert die Situation. Nina Kucher versucht mit dem Nothammer, das Fenster einzuschlagen, trifft aber den Hinterkopf des Mannes und verletzt ihn tödlich. In Panik fliehen die Kuchers in den Wald und verstecken sich in einer Hütte. Aus Sorge, dass man ihnen ihr Kind wegnehme könnte, wollen sie sich nicht stellen. Die Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) nehmen gemeinsam mit einem Einsatzteam die Suche auf. Als sie erfahren, dass Nina Kucher einen Hirntumor hat, der auf die Amygdala drückt und so unter Stress zu aggressivem Verhalten führen kann, bekommt die Situation eine neue Brisanz. Als dann auch noch ein achtjähriger Junge verschwindet und eine gewaltbereite Bürgerwehr zur Selbstjustiz aufruft, ist für die Ermittler Eile geboten.

Warum lohnt sich der Fall „Die große Angst“?

Es beginnt mit einer Kurzschlussreaktion in der Seilbahn und schaukelt sich zu einer 24-stündigen Verfolgungsjagd hoch. Der Film (Buch und Regie: Christina Ebelt) schildert glaubwürdig, wie das Ehepaar Kucher immer weiter in Panik gerät. Die Anspannung ist förmlich greifbar, was auch an den brillanten Hauptdarstellern Benjamin Lillie und Pina Bergemann liegt. Parallel dazu steigen die Erwartungen an die Ermittler, rasch eine Lösung herbeizuführen. Bei Tobler und Berg liegen die Nerven blank: Sie schwitzen, fluchen und rennen panisch durch die Gegend. Der Film übermittelt glaubhaft, unter welchem Druck alle Beteiligten stehen. Düstere Musik sorgt zusätzlich für Spannung und der Schwarzwald als Kulisse liefert imposante Bilder.

Was stört?

Der Film wird getragen von einer aggressiven Grundstimmung. Es gibt Gewalt, Blut, Geschrei – als Zuschauer ist man dem ungefiltert ausgeliefert. Das dürfte nicht gerade für einen entspannten Fernsehabend sorgen. Mehrere Szenen spielen auch nachts, so dass der Handlung im Dunkeln nur schwer zu folgen ist. Und man wundert sich, warum es eine große Gruppe von Einsatzkräften und Ermittlern nicht schafft, eine Menge wütender Bürger besser unter Kontrolle zu bringen.

Die Kommissare?

Die Tatsache, dass sich Tobler für den Posten der Dezernatsleitung beworben hat und somit zur Chefin ihres Kollegen Berg werden könnte, sorgt zwischen den Ermittlern für dicke Luft. Er lässt sie die ganze Zeit spüren, wie sehr ihm das missfällt, indem er sie maßregelt, schikaniert und persönlich beleidigt. Das ganze gipfelt in einer Ohrfeige und sorgt für ein echtes Zerwürfnis zwischen den beiden Kommissaren.

Ein- oder ausschalten?

Vorher einmal tief durchatmen und dann einschalten. Für den Krimi braucht man gute Nerven.

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