Das Saarland ist nach Ansicht seiner Ministerpräsidentin „das französischste aller Bundesländer“. Eine neue Frankreichstrategie setzt nun auf eine Erweiterung: qualitativ und räumlich.

Das Saarland will seine neue Frankreichstrategie+ mit Leben füllen: Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und der Europabevollmächtigte David Lindemann präsentierten ein Maßnahmenpaket („Feuille de Route V“), mit dem das bisherige Konzept nicht nur inhaltlich und quantitativ vorangetrieben werden soll. „Wir wollen auch eine räumliche Erweiterung vornehmen in die gesamte frankophone Welt hinein“, kündigte Rehlinger an. Aus der bisherigen Frankreichstrategie, deren Fokus vor allem auf dem Nachbarland und der Stärkung der Sprachkompetenz lag, werde somit auch eine Frankophoniestrategie. 

Initialzündung dafür war, dass das Saarland seit einigen Monaten Mitglied mit Beobachterstatus in der Organisation Internationale de la Francophonie (OIF) ist. Dies ermögliche neue Wirkungsfelder in anderen französischsprachigen Regionen. Vor allem im Bereich Wirtschaft will sich das Saarland für Unternehmen und Forschungseinrichtungen als interessanter Standort präsentieren: nicht nur bei Kampagnen und Delegationsreisen, sondern auch vor Ort mit einer Förderung des Austausches zwischen Betrieben der Großregion oder beim „Afrika Business Talk“. 

Darüber hinaus sollen die Maßnahmen der vergangenen zehn Jahre ergänzt werden um neue Aspekte in den Bereichen Energieversorgung, Mobilität, Digitalisierung oder auch Gesundheitsversorgung und Sicherheit. Geplant ist unter anderem, das bestehende Gesundheits-Projekt „Mosar“ um eine neue grenzüberschreitende Behandlung von Schlaganfällen zu erweitern. Neue digitale Instrumente sollen helfen, einen Gesundheitskorridor beiderseits der Grenze zu entwickeln und eine direkte Abrechnung und einen Datenaustausch im stationären Bereich zu ermöglichen.

Auch die wissenschaftlichen Kontakte sollen vorangetrieben werden: Ein wichtiger Schritt sei in diesem Zusammenhang die Ansiedlung einer offiziellen Repräsentationsstelle der Organisation AUF („Agence Universitaire de la Francophonie“) an der Universität des Saarlandes. 

Nach wie vor setzt das Saarland auch auf Spracherwerb und Mehrsprachigkeit: So sollen Kitas mit bilingualen Konzepten mit Unterrichtsmaterialien ganz praktisch gefördert und auch die Zahl der Grundschulen mit Französisch ab der ersten Klasse gesteigert werden. 

Außerdem kündigte David Lindemann an, dass in der Staatskanzlei eine zentrale Anlaufstelle zur Koordination der Frankreichstrategie etabliert werden soll. Damit wolle man auch der Kritik des Rechnungshofes Rechnung tragen, dass es „eine größere Messbarkeit und Nachverfolgbarkeit in den Bemühungen der Frankreichstrategie“ geben müsse. 

Gerade in der heutigen Zeit, so Rehlingers Bilanz, könne die Frankreichstrategie des Saarlandes eine besondere Bedeutung einnehmen: Nicht nur aufgrund einer historischen Verpflichtung und der geografischen Lage, sondern auch, weil es hier eine Völkerverständigung gebe, die dazu beitrage, dass man in Frieden zusammenleben und dabei Wachstum und Wohlstand mehren könne.

Frankreich-Strategie+ des Saarlandes