Fünf Fachorganisationen für Opfer sexualisierter Gewalt befürchten ein Ende der Bundeshilfen. Sie appellieren gemeinsam an den Staat.
Die Opferschutzorganisation Weißer Ring und vier Fachgesellschaften fürchten das Aus der Bundeshilfen für minderjährige Betroffene sexueller Gewalt. „Solange der Staat es nicht schafft, Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt zu schützen, muss er zumindest eine wirksame und funktionierende Unterstützung aufrechterhalten“, heißt es in einem gemeinsamen Papier.
Das 2013 eingeführte Ergänzende Hilfesystem (EHS) und damit auch der Fonds Sexueller Missbrauch (FSM) seien „eine zentrale Unterstützung für Betroffene von sexualisierter Gewalt und unverzichtbarer Bestandteil des Unterstützungssystems“. Das EHS und damit der FSM solle aber Ende 2028 auslaufen. Erstanträge von Betroffenen sexualisierter Gewalt seien nur noch bis Ende August dieses Jahres möglich, Bewilligungen bis Ende 2025.
„Faktisch erfolgt damit die Einstellung von EHS und FSM, die verheerende Folgen für Betroffene hat.“ Der Fonds Sexueller Missbrauch müsse aber dauerhaft fortgeführt und strukturell abgesichert werden, heißt es in dem Papier.
Unterzeichner sind außer dem Weißen Ring die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung, der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe, die Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend sowie die Bundesarbeitsgemeinschaft Feministischer Organisationen gegen Sexuelle Gewalt.
Missbrauchsbeauftragte fordert Nachfolgemodell für FSM
Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, forderte ein Modell, das lückenlos an den bisherigen Fonds anschließe. Zudem solle der FSM weiterlaufen, bis es ein Nachfolgemodell gebe. Seit April 2024 sei durch den Bundesrechnungshof bekannt, dass der Fonds nicht rechtskonform aufgestellt sei, um weitergeführt werden zu können. Die Zeit sei nicht genutzt worden, um ein Nachfolgemodell zu etablieren.
„Dass sich der Staat jetzt fast geräuschlos aus der Verantwortung stiehlt, ist ein desaströses Signal für Betroffene und ein Armutszeugnis für die Politik“, sagte Claus in Berlin. Sie erwarte, dass sich die künftige Bundesregierung nicht aus der Verantwortung ziehe.
Den Angaben nach ermöglicht es der Fonds Betroffenen, etwa Sachleistungen in Höhe von bis zu 10.000 Euro zu beantragen. Bei einem Mehrbedarf bei Behinderung könnten bis zu 15.000 Euro beantragt werden. Laut Claus erhalten Betroffene individuelle Hilfen wie etwa ergänzende Therapien oder Geld für einen Umzug, um den Ort des Missbrauchs verlassen zu können.