Leistung satt – das ist das Versprechen des Mac Studio. Im Test ist es schwer, sein echtes Potenzial einzuschätzen. So viel Power muss man erstmal brauchen.
Es sind zwei sehr unterschiedliche Rechner, die Apple vergangene Woche vorstelltt hat: Das Macbook Air ist der schicke Alltagsbegleiter (hier finden Sie den Test), der Mac Studio die vor Kraft strotzende Arbeitsmaschine. Bei Autos entsprechen sie Mini Cooper und Unimog. Und wie sein LKW-Pendant ist der Mac Studio im Test kaum zum Schwitzen zu kriegen.
Um den Mac Studio zu verstehen, muss man sich dies bewusst machen: Die meisten Menschen brauchen ihn nicht. Aber die, die es tun, um so dringender. Die Arbeitsmaschine im Apple-Portfolio hat ihre natürliche Umgebung nicht wie andere Apple-Rechner in schicken Lofts, dem Arbeitszimmer oder der Studenten-WG, sondern in Film- und Musikstudios, in der Forschung oder in Ingenieurbüros. Dort, wo Rechner wirklich durchgehend rattern müssen. Und man quasi gar nicht genug Leistung abrufen kann.
Kompakt und eigentlich winzig, aber unglaublich viel Leistung: Der Mac Studio passt auf jeden Schreibtisch
Mac Studio im Test: Schnell und schneller
Für die hat Apple entsprechend gesorgt. Dafür gibt es den Mac Studio in zwei Grundvarianten: ultraschnell – und noch schneller. Die Version mit dem neuen Apple-Prozessor M4 Max bietet mindestens 14 CPU- und 32 Grafikkerne. Wer noch mehr Leistung braucht, greift zum neuen M3 Ultra. Der basiert zwar auf dem Chip der letzten Generation, bringt dafür aber gleich zwei davon mit – und kommt so auf bis zu 32 CPU- und 80 Grafikkerne.
Das hat seinen Preis: Schon die kleinste Konfiguration kostet mindestens 2499 Euro, bis zu 17.624 Euro kann man für einen voll ausgestatteten Mac Studio auf den Tisch legen. Das Testgerät der Redaktion mit M4 Max, 128 GB Arbeitsspeicher und 1 TB SSD bringt es immerhin auf einen Preis von 4624 Euro.
So viel Leistung muss man erstmal brauchen
Schon dieses Modell ist kaum an seine Grenzen zu bekommen. Ob bei Bild- oder Videobearbeitung, Musik– oder Grafikprogrammen: Kein im Test ausprobiertes Szenario brachte den Rechner auch nur in Ansätzen in Richtung Volllast – auch nicht gleichzeitig. Selbst wenn einzelne Kerne durchaus mal einen Ausschlag machten: Für die allermeisten Einsatzzwecke ist der Mac Studio eigentlich schon mit einem M4 Max überdimensioniert. Nur mit speziellen Testprogrammen wie Cinebench ließ er sich tatsächlich auf 100 Prozent Auslastung bringen, zeigte dann je nach Szenario knapp 20 bis 30 Prozent mehr Leistung als der Vorgänger. Dann schaltete sich sogar irgendwann mal ein Lüfter ein. Der war sonst gar nicht zu hören.
Besonders beeindruckend ist die Leistung bei KI-Nutzung: Die Sprach-KI Deepseek R1 braucht jede Menge Serverressourcen, die sie sich aus der Cloud holt. Auf dem Mac Studio ließ sich die Version mit 70 Milliarden Parametern völlig problemlos ohne Internetverbindung nutzen, bei etwa 20 Prozent Auslastung des Prozessors und 40 Prozent genutztem Arbeitsspeicher. Für das größte Modell mit 700 Milliarden Parametern war dann allerdings der Arbeitsspeicher zu klein – trotz einer Ausstattung von 128 GB. Wer mehr braucht, muss zum Mac Studio mit M3 Ultra greifen, der nun bis zu 512 GB RAM unterstützt.
Grafikpracht
Gegenüber dem Vorgängermodell ist vor allem in Bezug auf die Grafik mehr herauszuholen. Und das nicht nur bei der reinen Rechenleistung: Beim Mac Studio hat Apple die M3-Generation seiner Prozessoren übersprungen. Die erstmals im 3nm-Verfahren gefertigten Chips bringen gleich mehrere Vorteile mit sich. Zum einen ist da das Hardware-unterstützte Raytracing, also die Berechnung von Lichtstrahlen in Echtzeit. Das lässt Spiele und 3D-Anwendungen noch realistischer wirken. Das zweite vielversprechende Feature ist das sogenannte Dynamic Caching, das dem Rechner erlaubt, seinen Grafikspeicher in Echtzeit zwischen den genutzten Apps zu verteilen, um Flaschenhals-Effekte zu vermeiden. Beides wurde in den meisten aktuellen Apple-Rechnern bereits letztes Jahr unterstützt, kommt nun aber erstmals auf dem Mac Studio an.
Das dürfte vor allem 3D-Designer freuen, lässt sich aber natürlich auch in Spielen nutzen. Bei entsprechend angepassten Games wie „Lies of P“ lassen sich auf dem Mac Studio auch auf extrem hoher 5K-Auflösung flüssige Darstellungen zwischen 30 und 60 Bildern pro Sekunde erreichen. Kaufen sollte man ihn aus diesem Grund eher nicht. Obwohl die Auswahl an aktuellen Titeln steigt und etwa auch das kommende „Assassin´s Creed: Shadows“ für Mac erscheint, sind nach wie vor sehr viele Spiele für den Mac schlicht nicht verfügbar. Für den Preis eines Mac Studio bekommt man zudem eine potente Gaming-Maschine mit Windows. Wer das Gerät aus anderen Gründen kauft, kann es aber auch wunderbar zum Zocken nutzen.
Auf der Rückseite bietet der Mac Studio jede Menge Anschlüsse: viermal Thunderbolt 5 (mit USB-C), Ethernet, den Stromanschluss, zweimal USB-A, HDMI und eine Klinkenbuche (von links). Auch der Einschaltknopf ist hier untergebracht
© Malte Mansholt
Ports für Profis
Ein weiteres Zugeständnis an die Profis ist die Anschlussfreudigkeit des Geräts: Das schlichte Aluminiumgehäuse strotzt geradezu vor Buchsen. Neben HDMI- und Klinkenanschluss gibt es auf der Rückseite zweimal USB-A, gleich vier Thunderbolt-5-Buchsen und einen Ethernet-Anschluss. Vorne kommen zusätzlich ein Schlitz für SD-Karten und zwei USB-C-Ports hinzu. Beim Modell mit M3 Ultra sind auch diese beiden Buchsen Thunderbolt-tauglich.
Die Ports kann man entsprechend nutzen: Bis zu acht 6K-Displays lassen sich an einem einzelnen Mac Studio anschließen, alternativ kann man auch vier 8K-Bildschirme befeuern – das entspricht 150 Millionen Pixeln, die das Gerät gleichzeitig ansteuern kann. Beim Vorgänger waren es noch sechs 6K- und drei 8K-Displays.
Eine Einschränkung gibt es aber auch für Profis: Der Mac Studio lässt sich nicht nachträglich erweitern, benötigte Zusatzgeräte müssen über Thunderbolt angeschlossen werden. In manchen Szenarien ist deshalb der Mac Pro weiterhin die bessere Wahl – auch wenn es den nur mit M2-Chips gibt.
An der Front des Mac Studio gibt es zweimal USB-C (beim Modell mit Ultra auch mit Thunderbolt 5), sowie einen SD-Kartenslot
© Malte Mansholt
Die Sache mit dem Preis
Man muss sich nichts vormachen: Der Mac Studio ist teuer. Sehr teuer. Vor allem, wenn man mehr Rechenkerne oder Arbeitsspeicher benötigt, schießt der Preis rasant in die Höhe. Und zwar deutlich schneller, als das bei modular erweiterbaren Workstations der Fall ist. Wer diese Leistung auch abruft, wird sich daran aber kaum stören: Der Anschaffungspreis ist bei einem Arbeitsgerät wie dem Mac Studio eine Investition, die sich rentieren muss – oder nicht gemacht wird.
Fazit Mac Studio mit M4 Max: Wer ihn braucht, wird ihn lieben
Schnell, klein und anschlussfreudig: Der Mac Studio ist die perfekte Arbeitsmaschine, wenn man wirklich kaum genug Rechenleistung bekommen kann. Schon mit dem M4 Max ist der Sprung zum Vorgänger deutlich messbar, der M3 Ultra dürfte noch einmal mindestens die Hälfte mehr Rechenpower bieten. Die Unterstützung für mehr Bildschirme ist ebenfalls ein willkommenes Plus.
Diese Power muss man aber wollen: Mit den Arbeitsaufgaben der allermeisten Nutzer werden die Hochleistungsgeräte sich schlicht langweilen. Wie bei einem Unimog ist der hohe Anschaffungspreis vor allem dann zu rechtfertigen, wenn das Gerät ihn selbst wieder hereinholt. Oder man es unbedingt haben möchte. Alle anderen sind mit einem Mac Mini, einem iMac (hier finden Sie den Test des aktuellen Modells) oder einem der Apple Notebooks besser bedient. Und können dabei richtig Geld sparen.
Der neue Mac Studio ist bereits im Handel. Er kostet ab 2499 Euro (M4 Max), beziehungsweise 4999 Euro (M3 Ultra).