Zehntausende Fälle sind Ende 2024 bei den hessischen Staatsanwaltschaften noch unerledigt gewesen. Damit liegt Hessen im Ländervergleich weit oben. Nur ein Bundesland hat noch mehr offene Fälle.

In Hessen hat es Ende des vergangenen Jahres nach Angaben des Richterbundes im bundesweiten Vergleich mit am meisten unerledigte Ermittlungsverfahren gegeben. Demnach waren Ende 2024 rund 108.000 Verfahren bei den Staatsanwaltschaften nicht abgeschlossen. 

Die Zahlen gehen auf eine Umfrage bei den Landesjustizministerien zurück, die die vom Richterbund herausgegebene „Deutsche Richterzeitung“ durchgeführt hat. Berücksichtigt wurden dabei nur die Verfahren gegen namentlich bekannte Beschuldigte, wie es hieß.

Mehr als 30 Prozent mehr seit 2021

Noch mehr unerledigte Verfahren als in Hessen gab es mit rund 255.200 nur im bevölkerungsstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Deutschlandweit gab es demnach Ende des vergangenen Jahres rund 933.000 offene Ermittlungsverfahren. Im Vergleich zu Ende 2023 ist die Zahl in Hessen nur leicht angestiegen. Im Vergleich zu 2021 gab es jedoch rund 32 Prozent mehr unerledigte Verfahren.

Die Zahl der neuen Verfahren gegen namentlich bekannte Tatverdächtige lag im vergangenen Jahr in Hessen bei rund 418.300 Fällen und damit unter der im Vorjahr. Deutschlandweit gab es laut Umfrage rund 5,3 Millionen neue Fälle im vergangenen Jahr.

„Die Alarmsignale für einen überlasteten Rechtsstaat häufen sich“, teilte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes Sven Rebehn mit. Die Staatsanwaltschaften hätten überall mit wachsenden Aktenbergen zu kämpfen. „Im Ergebnis ziehen sich viele Strafverfahren in die Länge und die Anklagezahlen sinken.“