Nur noch jeder Zehnte sieht die USA laut einer Umfrage als Partner – viele Amerikaner betrachten Deutschland dagegen noch als Freund. Auffällig sind auch die Zahlen zum Klimaschutz.
Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat offenbar schon jetzt Spuren im deutsch-amerikanischen Verhältnis hinterlassen. Nur noch elf Prozent der Deutschen sehen zu Beginn des Jahres 2025 in den Vereinigten Staaten noch einen Bündnispartner mit denselben Werten. Im Vorjahr waren es immerhin noch 20 Prozent gewesen.
In den USA dagegen ist der Anteil derjenigen, die Deutschland als Alliierten ansehen, nach dem Wahlsieg von Donald Trump sogar leicht auf 36 Prozent gestiegen. Das geht aus einer neuen Befragung des Umfrageinstitutes Ipsos in beiden Ländern im Auftrag des „Progressiven Zentrums“ hervor.
Macht Donald Trump die USA zu unserem Rivalen?
Doch das bedeutet nicht, dass sich die Menschen für eine Gegnerschaft beider Nationen aussprechen, wie es Donald Trump zuletzt immer wieder andeutete. Der US-Präsident hatte gesagt: „Die Europäische Union wurde geschaffen, um die Vereinigten Staaten abzuzocken.“ Aus Deutschland warnt deshalb Ex-Außenminister Sigma Gabriel (SPD): „Trump will Europa zerstören.“
Nur elf Prozent der Deutschen und sogar nur sechs Prozent der US-Amerikaner sehen einander als Rivalen oder gar Gegner, wie es offenbar der neue US-Präsident tut. Zwei Drittel der Deutschen betrachten die USA laut der Befragung zu Jahresbeginn allerdings weiterhin als notwendigen Partner in der Welt. Auch in den USA sieht etwas mehr als ein Drittel der Menschen die Notwendigkeit zur Kooperation.
Amerikaner schauen positiver in die Zukunft als Deutsche
Eine knappe Mehrheit der Amerikaner steht gleichzeitig hinter der „America First“-Politik des US-Präsidenten. 55 Prozent dort glauben, dass sie gut für die Entwicklung des Landes ist. Deutlich mehr Amerikaner als im Vorjahr schauen außerdem positiv in die wirtschaftliche Zukunft. Fast die Hälfte erhofft sich Besserung. Das unterscheidet sie von den Deutschen, die weiterhin äußerst pessimistisch sind. Zwei von drei Befragten (66 Prozent) blicken etwas oder sehr besorgt auf die wirtschaftliche Entwicklung ihrer eigenen Region.
Trotz dieser Unterschiede und trotz der Mehrheit für Trumps „America First“-Doktrin wünschen sich die Menschen auf beiden Seiten des Atlantiks eine ambitionierte Klimapolitik. In den USA ist eine knappe Mehrheit für „massive Investitionen“ in den Umbau zu einer grünen Wirtschaft. 71 Prozent der Amerikaner sagen zudem, die Regierung tue in dem Bereich genau so viel wie nötig oder zu wenig (48 Prozent). Das steht durchaus im Widerspruch zu Ankündigungen des neuen US-Präsidenten, fossile Energien massiv auszubauen.
Auch Deutsche wollen massive Investitionen in grüne Wirtschaft
Die Unterstützung für grünes Wirtschaften ist in den USA sogar leicht höher als hierzulande. In Deutschland halten 64 Prozent der Befragten den Klimakurs der bisherigen Regierung für richtig oder sogar zu wenig. Für massive Investitionen in grüne Wirtschaft sprechen sich in Deutschland 47 Prozent aus, 39 Prozent sind dagegen.
Florian Ranft, Leiter der Studie beim Progressiven Zentrum, sieht eine breite Unterstützung der Bevölkerung für eine grüne Wirtschafts- und Klimapolitik: „‚America first‘ oder ‚Wirtschaft first‘ heißt also nicht ‚Klima second‘. Vielmehr zeigen die Daten, dass mehr Menschen in der Transformation zur Klimaneutralität eine Chance zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit als einen Standortnachteil sehen“, sagte Ranft dem stern.
Für die Studie mit dem Titel „No Backlash, no retreat“ wurden jeweils 1500 Personen aus den USA und Deutschland repräsentativ befragt. Das erste Mal Anfang 2024 und das zweite Mal nach dem Auseinanderbrechen der Ampel-Regierung und der Wahl von Donald Trump über den Jahreswechsel 2024/205.