Zum Frauentag macht SPD-Chefin Saskia Esken im stern eine klare Ansage an die Männer in der Politik – und erklärt, wie es zum irritierenden Foto im Kanzleramt gekommen ist. 

Die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken macht am heutigen Weltfrauentag deutlich, dass Frauen und ihre Themen in den Sondierungsgesprächen zwischen Union und SPD nicht zu kurz kommen dürften. „Ich lasse mir die Notwendigkeit von Feminismus nicht ausreden“, sagte Esken dem stern

Im Moment verhandelten ihr Co-Vorsitzender Lars Klingbeil und sie mit CDU und CSU über eine Regierung, die zunächst sechs Männer und keine Frau zu den Gesprächen hätten schicken wollen. „Ich bin sehr wachsam, dass wir die Rolle der Frauen in diesen Verhandlungen stärken und klarmachen, dass auch unsere Themen wichtig sind“, sagte die Sozialdemokratin.

Auf die Frage, was anders wäre, wenn es in der Politik mehr Frauen gäbe, antwortete die SPD-Chefin: „Sehr vieles – die Art, wie miteinander gesprochen wird und worüber.“ Ihrer Erfahrung nach seien Frauen stärker an der Sache orientiert. „Einige Männer sind für das Politikgeschäft einfach oft zu emotional.“ Esken spüre das in jeder Runde, wo Frauen und Männer „ausnahmsweise“ gleichermaßen vertreten seien. Da verstärke sich der Blick auf Alltagsthemen wie die Zuverlässigkeit von Kitas, den Zustand von Schulen, aber auch Gewalt gegen Frauen.

Die Sozialdemokratin wünscht sich Parität im Parlament, damit sich darin die Realität abbilde: „Damit der Bundestag ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, müssen Frauen nicht nur den halben Kuchen bekommen, sondern die halbe Bäckerei.“

SPD-Chefin Saskia Esken zu Foto im Kanzleramt: Suche mir immer den Platz linksaußen

Vor Kurzem hatte ein Foto aus dem Bundeskanzleramt für Irritationen gesorgt und erneut die Frage nach der Männerdominanz in der Politik aufgeworfen. Auf dem Bild sind vier Männer im angeregten Gespräch zu sehen, Esken als einzige Frau in der Runde sitzt augenscheinlich im Abseits.

„Ich suche mir immer, auch in Talkshows oder bei Pressekonferenzen, den Platz linksaußen“, sagte Esken nun dem stern zu der Aufnahme, „weil ich nur auf dem rechten Ohr höre.“ Auf dem linken Ohr sei sie taub. Als Kind habe sie eine Hirnhautentzündung gehabt, dabei sei der Gehörnerv abgestorben. „Mein Ohr funktioniert eigentlich hervorragend, ist aber offline.“ Der Platz am linken Rand ermögliche es ihr, sagte Esken, alle Gesprächspartner gut zu hören. „Ist die Anzahl der Gesprächspartner ungerade, ergibt sich eben eine solche Sitzordnung.“

Männer unter sich? SPD-Chefin Saskia Esken: „Ich suche mir immer, auch in Talkshows oder bei Pressekonferenzen, den Platz linksaußen“
© Bundesregierung/Bergmann, Guido/

Die Aufnahme ist während eines Gesprächs zur Sondertagung des Europäischen Rats zur Ukraine-Politik in dieser Woche entstanden. Der noch amtierende Kanzler Olaf Scholz besprach mit Wahlgewinner und CDU-Chef Friedrich Merz und Alexander Dobrindt, dem Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, die deutsche Position. Auch dabei waren die SPD-Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken. 

„Es war ein Fotograf vor Ort, der viele verschiedene Bilder gemacht hat“, sagte Esken weiter. Sie wisse nicht, wer das Foto ausgewählt habe, „ich war es jedenfalls nicht“. Manche mögen dahinter eine böse Absicht vermuten, „aber ich will das nicht so hoch hängen“. Die Sozialdemokratin sagte: „Bei der Frage, ob ich in dieser Runde mitmische, hat das keine Rolle gespielt. Ich sorge schon dafür, dass mir zugehört wird.“