Unsere Autorin musste schon einige Verballhornungen ihres Namens über sich ergehen lassen. Jetzt wird er auch noch beim ESC gesungen.
Meine Familie hat sich daran gewöhnt, immer mal wieder den eigenen Namen zu hören, auch wenn wir nicht gemeint sind. „Baller“, das sind eben nicht nur wir paar Leute, unser Nachname wird erstaunlich häufig gebraucht. Nicht immer klingt das schmeichelhaft, vor allem nicht in Deutschland. Dort werden beim Ballern Aggressionen frei, man wird mit „ballaballa“ als bekloppt abgestempelt oder als Haribo verpackt. Und das Lied „Baby Baby Balla Balla“ von 1965 hat mich durch meine gesamte Grundschulzeit begleitet.
Jenseits der deutschen Grenzen läuft es besser. In Italien hat Pino D’Angio 1981 einen wunderbaren Song und gleich die ganze Platte mit „… balla!“ (tanzen) betitelt. So richtig gut meinen es die USA mit uns: „Baller“ steht als Begriff für Basketballspieler. Hersteller Nike brachte vor rund 20 Jahren eine ganze Reihe an Produkten heraus – von Basketbällen bis zu Silikonarmbändern –, die unseren Nachnamen tragen. Finden wir gut! In Nordamerika schmeichelt uns auch die Wendung „to be baller“, die so viel wie „cool sein“ oder „es (finanziell) geschafft haben“ bedeutet. Können wir mit leben!
1998 wurde das Wort schließlich durch Lil‘ Troys Hit „Wanna Be a Baller“ zum Vorbild. Wir sind aber ziemlich sicher, dass er die Sportler meinte und nicht jemanden aus unserer Familie heiraten wollte.
Jetzt geht „Baller“ zum ESC
Nun allerdings sehen wir eine ganz neue Herausforderung auf uns zukommen: Durch die Österreicher Abor & Tynna werden die Deutschen im Mai 2025 beim Eurovision Song Contest (ESC) in Basel mit dem Lied „Baller“ repräsentiert. Rund 180 Millionen Zuschauer verfolgen das ESC-Spektakel im Fernsehen, doch Deutschland hatte seit dem Erscheinungsjahr des Wettbewerbs 1956 kein allzu glückliches Händchen in der Wahl seiner Kandidaten und Songs. Lediglich 1982 und 2010 landeten wir mit Nicole („Ein bisschen Frieden“) und Lena („Satellite“) auf dem ersten Platz, neun Mal hingegen auf dem letzten.
Wird „Baller“ also demnächst zum Synonym für eine krachende Niederlage? Oder erweist sich „Baller“ sogar als Knaller und unser Name steht dank des ESC künftig für einen strahlenden Sieg? Und was macht das dann mit unserem Leben?
Vielleicht könnte uns jemand mit Erfahrung helfen und berichten, was die Hitwerdung unseres Familiennamens für Folgen hätte: Mrs. Robinson, bitte melden Sie sich!