Albrecht Weinberg hat drei Konzentrationslager und Todesmärsche überlebt. Zu seinem 100. Geburtstag gratuliert ihm der Bundespräsident und in seiner Heimat Ostfriesland gibt es ein großes Fest.
Der Holocaust-Überlebende und Ehrenbürger von Leer in Ostfriesland, Albrecht Weinberg, wird heute 100 Jahre alt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte und dankte Weinberg. „Ihre Geschichte ist eine Mahnung für uns nachfolgende Generationen. Ihr unermüdliches Engagement darin, Schülerinnen und Schüler über die Vergangenheit aufzuklären, hat mich bereits zu Beginn meiner Amtszeit beeindruckt“, schrieb Steinmeier in einer Mitteilung des Bundespräsidialamtes.
Weinberg überlebte die drei Konzentrationslager Auschwitz, Mittelbau-Dora im Harz, Bergen-Belsen bei Celle und mehrere Todesmärsche. Seine jüdische Familie wurde von den Nazis fast vollständig ermordet. 2012 kehrte er zusammen mit seiner Schwester aus den USA zurück in seine ostfriesische Heimat. Seitdem geht er auch in Schulen und berichtet Schülerinnen und Schülern von dem größten Menschheitsverbrechen.
Anlässlich seines 100. Geburtstags plant die Stadt Leer heute einen Empfang für Albrecht Weinberg mit vielen Gästen im Historischen Rathaus.
Sorge vor neuem Rechtsextremismus
Der Holocaust-Überlebende tritt auch in seinem hohen Alter noch vehement gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus ein. Erst vor wenigen Wochen protestierte er, im Rollstuhl sitzend, mit Hunderten in seiner Heimatstadt bei einer Demonstration gegen rechts.
Weinberg hatte sich zuletzt besorgt vor einem erstarkenden Rechtsextremismus in Deutschland gezeigt. Nachdem die Union mit Stimmen der AfD einen Bundestagsantrag zur Migrationspolitik durchgebracht hatte, gab er aus Protest sein Bundesverdienstkreuz an Bundespräsident Steinmeier zurück. Zuvor hatten beide miteinander telefoniert.
Bundespräsident bekräftigt Solidarität
Anlässlich des Geburtstags schrieb Steinmeier, es schmerze ihn, dass Weinberg sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben habe. Die Würdigung und die Wertschätzung seiner Verdienste bleiben ungeschmälert bestehen.
„Lieber Herr Weinberg, ich möchte Ihnen versichern, dass Sie nicht allein sind mit Ihrer Sorge und Ihrem Kampf gegen den wieder erstarkenden Antisemitismus. Es gibt zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker, die diese Sorgen teilen und sich für eine starke Demokratie, den Schutz von Minderheiten und jüdischem Leben in unserem Land einsetzen“, teilte der Bundespräsident weiter mit.
Auschwitz-Überlebende teilen Weinbergs Sorgen
Im Namen der Auschwitz-Überlebenden schickte auch der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, Glückwünsche an Weinberg. Allen Überlebenden des Holocaust gelte jedes Lebensjahr, das ihnen geschenkt werde als ein Jahr der Erinnerung und des Triumphs über den antisemitischen Vernichtungswillen, dem sie und ihre jüdischen Familien während der Nazi-Jahre ausgesetzt waren, schrieb er.
„Die Überlebenden teilen aber auch seine Befürchtungen und Sorgen, dass rechtsextreme Positionen in Deutschland bei immer mehr Menschen Akzeptanz finden und nicht nur im politischen Alltag als selbstverständlich empfunden werden“, teilte Heubner weiter mit.
Die Entscheidung Weinbergs, das Bundesverdienstkreuz zurückzugeben, sei mit Respekt zur Kenntnis genommen worden. „Mit seiner Haltung und seinem Engagement gibt Albrecht Weinberg die Demokratie in Deutschland nicht auf, sondern will dabei helfen, sie zu bewahren und zu stärken“, schrieb der Exekutiv-Vizepräsident.